Ich bin ein großer Freund von Indexfonds, weil diese es Privatanlegern zu vertretbaren Kosten ermöglichen, eine vernünftige Streuung des investierten Geldes zu erzielen. Es ist mit diesen zwar nicht möglich, eine individuelle Sektorengewichtung vorzunehmen oder diese leicht zu verändern, aber es gibt genügend Auswahl, um etwas Passgenaues zu finden. Es muss klar sein, dass die Kosten umso niedriger sind, je näher der Indexfonds einem großen und liquiden Index ist und je übersichtlicher der Index an sich ist.
Der DAX mit den 30 größten deutschen Unternehmen, welche natürlich alle global tätig sind, ist mit 30 Werten leichter nachzubilden als der amerikanische S&P 500, der eben aus 500 Werten besteht. Zum Vergleich kostet ein Indexfonds auf den DAX mit einer Marktkapitalisierung von aktuell ungefähr 780 Milliarden nur 0,09% Managementgebühr pro Jahr, auf den S&P 500 mit knapp 18.000 Milliarden Marktkapitalisierung jedoch schon 0,20%. Dennoch werden zumindest letztere Kosten in der Zukunft sicher noch sinken.
Der EURO STOXX 50 wiederum mit einer Marktkapitalisierung von etwa 1.890 Milliarden kostet wiederum nur 0,09% pro Jahr. Verhältnismäßig teuer für einen Indexfonds ist da schon der MSCI World mit 0,45% Managementgebühr pro Jahr, dafür deckt er allerdings auch aktuell 1.640 Werte mit einer Marktkapitalisierung von fast 32.000 Milliarden ab. Es gibt natürlich noch unzählige weitere Indizes, für jedes Land, jeden Sektor und fast beliebig viele Nischen.
Interessant ist jedoch noch, welche Werte nun genau vorhanden sind und ob Du diese auch in Deinem Aktienportfolio als Einzelaktien halten würdest. Im DAX beispielsweise sind das Bayer, SAP, Siemens, BASF, Daimler, Allianz, Deutsche Telekom, Adidas und viele mehr, bei denen nun wirklich nichts falsch ist, diese im Depot zu haben. Ich glaube nicht daran, dass es Laien möglich ist, die geschäftliche Entwicklung dieser Großunternehmen vorherzusagen, also könnte höchstens eine Sektorenauswahl erfolgsversprechender sein.
Wer gewichten will, braucht zu vielem eine eigene Meinung
Im DAX vertreten sind aktuell die Verbrauchsgüter mit knapp 22%, vor den Grundstoffen mit fast 20% und den Finanzdienstleistungen und Industrieunternehmen mit jeweils gut 14%. Danach kommen schon Technologie mit fast 11%, Gesundheitswesen mit weniger als 7%, Telekommunikation mit unter 6% und Versorger mit über 3%. Hier stellt sich wieder die Frage, ob ich selbst mit einer Diversifikation erfolgreicher sein könnte und warum.
Beim S&P 500 sind circa 97,50% aus den Vereinigten Staaten von Amerika, daneben sind noch marginal Irland, die Schweiz, Großbritannien, Singapur und Bermudas vertreten. Enthalten sind große Unternehmen wie Apple, Microsoft, Exxon, Johnson + Johnson, GE, Facebook, Amazon, Berkshire Hathaway und viele andere. Der Einfachheit halber könntest Du davon ausgehen, dass bei 500 großen Unternehmen alle Bekannten dabei sind. Aber Vorsicht, der Index ist in US$ notiert, die Wechselkurse der Währungen beeinflussen daher die Kursentwicklung, wenn Du in € denkst.
Die Sektorengewichtung ist allerdings anders als beim DAX, hier musst Du wieder selbst entscheiden, welche Dir angenehmer ist. Größter Sektor ist mit über 20% die IT, anschließend folgen mit gut 15% Finanz-Dienstleistungen bevor mit knapp 15% Gesundheitswesen vertreten ist. Dann folgen Nicht-Basiskonsumgüter mit über 12%, Industrieunternehmen und Basiskonsumgüter mit gut 10%, sowie Energie mit fast 7%, Versorger mit über 3% und Roh-, Hilfs- & Betriebsstoffe mit knapp 3%. Mir persönlich gefallen die 20% Gewichtung der IT gut, weil ich dort für die Zukunft die beste Entwicklung sehe.
Die im Euro Stoxx 50 vertretenden Unternehmen haben naturgemäß wiederum eine andere Sektorengewichtung als DAX und S&P 500. Finanz-Dienstleistungen sind mit über 21% am schwersten gewichtet, anschließend Verbrauchsgüter mit knapp 20% und Industrieunternehmen mit fast 14%. Weitere Sektoren sind Grundstoffe mit ziemlich genau 9%, sowie Technologie, Gesundheitswesen und Öl & Gas mit gut 7%. Interessanter ist da jedoch bei weitem die Gewichtung nach den Ländern, bei denen Frankreich mit knapp 38% ein Stück vor Deutschland mit fast 32% liegt. Die übrigen ungefähr 30% teilen sich Spanien mit knapp 10%, Italien mit gut 6%, Niederlande, Belgien und Großbritannien mit circa 5%, 4% und 3%.
Noch komplizierter wird es jetzt beim MCSI World, der eben auch eine andere Sektorengewichtung hat. Hier ist Finanz-Dienstleistungen mit knapp 19% vorne, danach folgt die IT mit gut 14% und das Gesundheitswesen mit über 13%. Nicht-Basiskonsumgüter schließen sich mit unter 13% vor Industrieunternehmen und Basiskonsumgüter mit gut 10% an. Ein Blick auf die Ländergewichtung schafft jedoch deutliche Klarheit, weil die Vereinigten Staaten von Amerika gut 58% Gewichtung haben. Japan folgt abgeschlagen mit unter 9% vor Großbritannien mit fast 7%, die Schweiz, Frankreich, Kanada und Deutschland liegen zwischen 4% und 3%, erwähnenswert sind noch Australien mit knapp 3% und die Niederlande mit gut 1%.
Eine gute Diversifikation schließt Sektoren, Länder, Währungen und Wechselkurse ein
Diese Ländergewichtung führt jedoch ebenso zu einer neuen Währungsgewichtung, an der wiederum ein komplexes Geflecht von Wechselkursen hängt. Je nachdem welches Deine Währung ist, in der Du denkst, kann dies die Performance der verschiedenen Länder deutlich verändern. Für den MSCI World sind dies der US$ mit knapp über 60%, der € mit unter 11% vor dem Japanischen Yen mit unter 9% und dem britischen Pfund mit gut 7%. Kanadischer $ und Schweizer Franken sind mit gut 3% gewichtet vor dem Australischen $ mit gut 2%, dem Hong Kong $ und der Schwedischen Krone mit über 1%.
Aber was folgt daraus für einen Investor, der in Deutschland wohnt und in € denkt? Wer neben Europa und Amerika noch Japan und die Schwellenlänger wenigstens beimischen möchte, kommt um den MSCI World nicht herum, zusätzlich sollte das Gewicht von Europa samt des € jedoch erhöht werden. Ansonsten langt meiner Ansicht nach neben dem DAX beziehungsweise dem EURO STOXX 50 nur der S&P 500, um eine gute Diversifikation zu haben. Ich würde dennoch noch den DAX mit der höchsten Gewichtung dazu nehmen, weil ich einfach der deutschen Wirtschaft und den Unternehmen vertraue.
Mit einer gewählten Gewichtung von beispielsweise 50% DAX und jeweils 25% EURO STOXX 50 und S&P 500 habe ich eine gewichtete Managementgebühr von unter 0,12%, mit der ich gut leben kann. Ich verzichte damit voll auf Asien und die Schwellenländer, aber zu welchem Teil sollte ich diese in meinem Portfolio gewichten? Ich verspreche mir keine Überperformance davon, insofern spare ich mir die Mühe. Die Frage ist nicht, am besten diversifiziert zu sein, sondern die beste Rendite zu erzielen und der S&P 500 hat von 1965 bis 2015 im Schnitt 9,7% erzielt.
Sicherlich ein Thema, welches sich unendlich vertiefen lässt, am einfachsten geht das mit diesen Beiträgen:
Indexrendite nach Anlagedauer in €
Indexrendite nach Anlagedauer in US$
Rendite-Dreieck für den DAX in 5-Jahres-Blöcken nach Inflation
Rendite-Dreieck für den S&P 500 in 5-Jahres-Blöcken nach Inflation
Warum der MSCI World nicht für jeden ausreichend diversifiziert ist!
Wie schwer ist es, die Bewegung des MSCI World nachzuvollziehen?
Wie findest Du eine gute Diversifizierung für Deine Aktien-Investments?