Es klingt zugegebenermaßen gut, ein weltweites Portfolio mit über 1.600 Aktien quer über den Globus verteilt zu minimalen Kosten kaufen zu können. Eigentlich steht die Diversifikation bei einer solchen Zahl außer Frage, zumal das Einzelrisiko einer Aktie dabei mit Sicherheit zu vernachlässigen ist. Die größte Position ist im Moment Apple mit ungefähr 2% Gewichtung, so dass bei einer Kurshalbierung des Wertes dieser Aktie der Gesamtwert des Indexes nur um 1% fallen würde. Die 50. größte Position hat bereits nur noch eine Gewichtung von ungefähr 0,3%.
Bei der Länderverteilung wird jedoch der Kapitalmarkt mit der Gewichtung des jeweiligen Landes abgebildet, so dass sich hier bereits ein völlig anderes Bild ergibt. Es führen bei der Gewichtung mit großem Abstand die Vereinigten Staaten von Amerika, deren Aktienmarkt für ungefähr 56% des Indexes verantwortlich ist. Dann folgen Japan mit knapp 9% und Großbritannien mit 6%-7%, bevor Deutschland aktuell auf Rang 7 mit 3%-4% kommt. Für einen Amerikaner mag dies noch eine gute Diversifizierung zu seinem Heimatmarkt darstellen, für einen Europäer stellt sich die Sache jedoch vollkommen anders dar.
Schwächelt der amerikanische Markt, so wird der Index durch die hohe Gewichtung diese Abwärtsbewegung deutlich nachvollziehen, wenn auch nur gut halb so stark. Dennoch wage ich zu bezweifeln, dass ein Investor zur Diversifizierung seines Portfolios über 96% außerhalb von Deutschland anlegen würde. Selbst aus der Sicht eines Europäers wird zwar noch ungefähr 22% für Europa erreicht, dafür müssen aber bereits Großbritannien und die Schweiz mitgezählt werden, welche noch beziehungsweise nicht in der Europäischen Union sind.
Völlig absurd wird dann der Gedanke beim Blick auf die Währungsseite des Indexes. Hier ist die Gewichtung des US$ fast 60%, der € folgt zwar an zweiter Stelle mit jedoch nur ungefähr 12%. Ist der € stark gegenüber allen anderen Währungen, dann würden folglich 88% der Wertpapiere dies mit fallenden Kursen wiederspiegeln. Es kann zwar auch gut laufen, wenn der € schwach wird, aber die Bewegung des € gegen den US$ von etwa 0,85 € pro US$ um das Jahr 2000 herum bis auf über 1,60 € pro US$ während der Finanzkrise 2008 macht deutlich, wie schlecht der Zeitpunkt sein kann.
Eine Diversifikation darf nicht das Anlageziel sein
Aus diesem Grund rate ich jedem Investor genau zu prüfen, was wirklich eine Diversifikation darstellt und was damit erreicht werden soll. Wenn neben dem Aktieninvestment in einen Indexfonds auf den MSCI World noch Immobilien in der Europäischen Union oder deutsche Staatsanleihen in ausreichendem Ausmaß vorhanden sind, dann könnte insgesamt die Währungsverteilung wieder vernünftig aufgeteilt sein. Ebenso wenn der Anleger einen sicheren Arbeitsplatz mit einer hohen Sparquote in € hat oder plant in Zukunft viel Zeit im US$-Raum zu verbringen. Eine wirkliche Diversifizierung über Anlageklassen, Länder, Branchen und Währungen lässt sich jedoch mit Sicherheit nicht so pauschal über einen Aktienindex erreichen.
Wer von der Einfachheit der Investition in einen Indexfonds ein wenig bereit ist abzurücken, der hat die Möglichkeit einer Absicherung des Währungsrisikos. Da über den Index viele US$ mit € gekauft werden, müssten beispielsweise für ungefähr 50% des Wertes des Indexfonds US$ gegen den € verkauft werden. Damit hätte der € eine Gewichtung von über 60%, wenn das richtige Produkt gefunden wird, welches die Bewegung wirklich in gleichem Maße mitgeht. Mit jeder Wertveränderung des Indexfonds oder Veränderung der Bewegung der Absicherung müsste jedoch erneut gehandelt werden, ebenso wenn das Produkt ausläuft oder begrenzt ist.
Letztere Überlegungen zeigen nur, dass im Finanzmarkt praktisch alles erreicht werden kann. Zu den günstigen Kosten des Indexfonds kommen dann allerdings noch die Kosten der Währungsabsicherung hinzu, welches alles zunichte machen können. Insofern gilt es umso mehr, zuerst das richtige Produkt zu finden, welches die Anforderungen des Anlegers erfüllt. Dafür musst Du Dir aber beispielsweise im Klaren sein, was Deine Anforderungen hinsichtlich der Diversifikation sind und welche Risiken in welchem Bereich Du bereit bist zu tragen.
Ich für meinen Teil bevorzuge dann eine Investition in Deutschland über den DAX und in Europa über den EURO STOXX, würde jedoch noch mit 30%-40% den S&P 500 für Amerika beimischen, weil es einfach ein riesiger, gut funktionierender Markt ist. Dieses Währungsrisiko nehme ich bewusst in Kauf, zumal die Performance in der Vergangenheit im S&P durchschnittlich höher als im DAX war. Der S&P war übrigens hinsichtlich der Performance auch besser als der MSCI World, demnach müssen die anderen Länder und Emerging Markets schlechtere Renditen erzielt haben. Der Verzicht auf diese Diversifikation lohnt damit sogar, zumindest war dies in den letzten 20 Jahren der Fall.