Ein Berufsanfänger bekommt von seinen Eltern 25.000 € zum Studienabschluss geschenkt und möchte diese anlegen. Prinzipiell steht er Aktien offen gegenüber, hat jedoch Angst, dass die Kurse fallen könnten und ist sich daher nicht sicher, welchen Betrag er investieren soll. Noch hat er keine nennenswerten Ersparnisse, aber auch keine Kredite und plant keine größeren Anschaffungen, die nicht aus seinem monatlichen Gehalt zu bezahlen wären.
So komisch es klingt, es sind immer die gleichen Fragen bei der Aktienanlage und dementsprechend sind es auch immer die gleichen Antworten. Niemand weiß, ob die Aktien weiter steigen, wenn sie bereits lange gestiegen sind, oder fallen. Ebenso, wenn sie seit längerem seitwärts tendieren oder gefallen sind. Und ebenso unabhängig davon, wie lange dieser Zeitraum genau war.
Sinnvoller ist daher immer die Frage nach dem Anlagehorizont, also über welchen Zeitraum auf das Geld verzichtet werden kann beziehungsweise es fest angelegt werden soll. Aktien werfen im Schnitt die höchste Rendite ab. Aber eben nur im Schnitt, kurzfristig können die Ergebnisse deutlich davon abweichen. Daher ist ein Zeitraum von ungefähr 10 Jahren als Untergrenze sehr empfehlenswert, wenn Du mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Nähe des Schnitts kommen möchtest.
Es gibt verschiedene Vorschläge, die von Anlageberatern zur idealen Anteil von Aktien am Vermögen gegeben werden, zum Beispiel 100 minus Lebensalter. Dies hat wahrscheinlich nichts anderes zum Hintergrund, als dass die Anlagedauer abnimmt. Gilt aber dummerweise nur für Personen, die irgendwann wieder Geld aus Aktien entnehmen möchten und berücksichtigt noch nicht einmal, um welchen Anteil es sich dabei handelt. Aus diesem Grund solltest Du rechtzeitig planen, wann und wie viel Geld Du benötigst, um anschließend in den Jahren davor zu einem guten Kurs zu verkaufen.
Etwas zu verwerfen hilft natürlich nicht weiter, wenn noch keine andere Lösung vorhanden ist. Wenn keine Kredite vorhanden sind, gilt es einen Notgroschen anzulegen, mit dem außergewöhnliche Ausgaben zu begleichen sind. Nur die darüber hinaus zur Verfügung stehenden Mittel gilt es zu investieren und am besten so, dass die bestmögliche Rendite erzielt wird. Die Erzielung der Rendite hängt eng mit den Risiken einer Investition zusammen. Daher gilt es den optimalen Anlagemix zu finden, welcher die Anforderungen nach Rendite, Risiko und Liquidität erfüllt. Das magische Dreieck der Geldanlage eben.
Welcher Zeithorizont steht zur Verfügung?
Wenn Du also Geld für 20 Jahre anlegen willst und die Risiken eines Aktieninvestments tragen kannst, dann kannst Du ruhig eine Aktienquote von 100% auf Dein Investment eingehen und damit die Rendite maximieren. Die Bestimmung der Anlagedauer und der gewünschten Rendite ist vermutlich leicht zu beantworten, aber die Einschätzung des Umgangs mit dem Risiko ist schwierig. Ein Vorschlag für den Berufsanfänger kann dennoch sehr konkret gemacht werden, damit er diese Entscheidung selbst treffen kann.
Der Notgroschen in Höhe von 5.000 € soll er bei der Investition außen vor lassen, so dass ein Investitionsbetrag von 20.000 € verbleibt. Wenn Aktien im Schnitt nun eine Rendite von 8% pro Jahr erzielen, entspräche dies im ersten Jahr einer Steigerung des Wertes auf 21.600 €. Allerdings gab es durchaus Jahre, in den die Aktien gefallen sind, sogar um circa 40%. Entsprechend bliebe von dieser Investition nur noch ein Betrag von 12.000 € nach einem Jahr übrig, weil der Wert um 8.000 € gesunken ist.
Damit ist die Frage nach dem Risiko klar. Wenn Du dann lieber verkauft hättest, bevor die Aktien noch weiter fallen, ist das Risiko eindeutig zu hoch. Denn im Schnitt hätten sich die Aktien erholt oder anders ausgedrückt, von diesem Punkt aus wäre die Rendite noch viel höher gewesen. Dadurch wird jedoch deutlich, dass die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt für Investitionen schwierig zu beantworten ist.
Wenn es um die Investition von 20.000 € geht, welche die nächsten 20 Jahre eine gute Rendite erzielen sollen, können diese auf einmal oder in mehreren Raten investiert werden. Eventuell fallen pro Kauf Transaktionskosten an, welche nur zum Teil volumenabhängig sind, zumindest bei Direktbanken ist dieser Unterschied jedoch zu vernachlässigen. Der Einfachheit halber sollen nun nur vier Fälle unterschieden werden, nämlich ob das Geld auf einmal oder 2, 4 und 5 Raten mit jährlichem Abstand investiert werden soll.
Die durchschnittliche Betrachtung des Ertrags hilft an dieser Stelle schon weiter, weil der Unterschied nur in den ersten 4 Jahren auftreten kann, anschließend bist Du in jedem Fall vollständig investiert. Im ersten Fall ist der Betrag 20.000 € für die ersten 4 Jahre, im zweiten Fall nur je 10.000 € für ein Jahr und dann 20.000 € für die nächsten 3 Jahre. Im dritten und vierten Fall investierst Du analog, eben mit Raten von 5.000 € beziehungsweise 4.000 €. Dies führt jedoch dazu, dass Du im ersten Fall im Schnitt mit 20.000 € investiert bist, im zweiten nur mit 17.500 €, im dritten mit 12.500 € und im vierten mit 10.000 €. Bei durchschnittlicher Rendite hat sich das Vermögen dabei im ersten Fall auf gut 27.200 €, im zweiten auf gut 23.800 €, im dritten auf gut 17.000 € und im vierten auf gut 13.600 € entwickelt.
Daraus ist ersichtlich, dass es im Durchschnitt immer besser ist, sofort zu investieren und von der Rendite zu profitieren, weil eben mehr Kapital angelegt ist, welches die Rendite erzielen kann. Dies unterstellt jedoch, dass der Aktienmarkt konstant steigt und damit ist es auch leicht ersichtlich, weil schon ein Jahr später zu höheren Kursen gekauft werden muss. Wenn sich die Kurse nicht bewegen spielt es keine Rolle, zu welchem Zeitpunkt gekauft wird. Und wenn die Kurse fallen wäre es natürlich besser, möglichst wenig investiert zu haben, wobei dies höchstens ein Grund sein sollte, überhaupt nicht zu investieren.
Hast Du eine eigene Einschätzung und welches Risiko ist für Dich tragbar?
Niemand weiß, ob die Kurse steigen oder fallen und wann der beste Zeitpunkt für eine Investition in Aktien ist. Aber entscheidend ist auch nur, dass der Anlagezeitraum lang genug ist und dass auf lange Sicht die Wahrscheinlichkeit die Rendite ungefähr dem entsprechend langen Durchschnitt der Vergangenheit einspricht. Damit ergibt sich als letzte Frage lediglich, warum der Cost-Average-Effekt Vorteile bieten soll und wann sich diese bemerkbar machen.
Die Antwort ist jedoch leicht zu geben. Immer dann, wenn die Aktien fallen und man eben noch Investitionsmittel übrig hat, um zu günstigeren Kursen zu kaufen, ist es vorteilhaft gegenüber einer früheren Investition. Allerdings ergibt sich aus der Wahrscheinlichkeit, dass dies nur in ungefähr einem Drittel der Fälle in der Vergangenheit überlegen gewesen wäre. Selbst wenn die Situation für unterschiedliche Indizes und Zeiträume optimierbar ist und verschiedene Strategien, wie eine Verdopplung der Sparrate nach einem Kursrückgang vom Hoch gerechnet über 10%, denkbar sind, so bleibt das Ergebnis dennoch im Mittel unterlegen.
Als Fazit ist es eindeutig: Wenn Du Geld im Aktienmarkt investieren möchtest und der Zeitraum ungefähr 10 Jahre oder länger ist, wähle passende günstige Indexfonds aus und investiere. Erscheinen Dir mögliche Kursrückgänge und die entsprechenden Auswirkungen auf Dein Vermögen zu hoch, reduziere den Betrag unter Inkaufnahme einer geringeren möglichen Rendite und gewöhne Dich an die täglichen Wertveränderungen mit den Kursen. Es ist ärgerlich, wenn der Markt 1% fällt und von 20.000 € nur noch 19.800 € Wert vorhanden sind, aber es ist schön, wenn es plötzlich 20.200 € sind, weil der Markt 1% gestiegen ist.
Für diejenigen, die kein Investitionsbudget haben und anfangen möchten zu sparen, ist ein regelmäßiger Sparplan unabdingbar erste Wahl. Aufgrund des Cost-Average-Effektes kannst Du damit jederzeit beginnen ohne Dir Sorgen zu machen. Steigen die Kurse, bist Du investiert, fallen sie, kaufst Du mehr Anteile für Dien Geld ein. Du wirst feststellen, dass selbst ein zwischenzeitlicher Rückgang um mehr als 50% nach 10 Jahren zu einer ansehnlichen Rendite führt beziehungsweise geführt hat.
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