Die mathematische Annahme für die Kursbewegungen ist eine zufällige Abweichung von einer leicht steigenden Bewegung. Dies mag zwar für die Vergangenheit zutreffend gewesen sein, jedoch gibt es mittlerweile genügend Belege dafür, dass zu keinem Zeitpunkt eine Verteilung bekannt gewesen wäre, welche die Kursbewegungen wiederspiegeln würde. Wenn also jetzt Führungskräfte von Banken erklären, die Ereignisse hätten risikotechnisch nicht vorhergesehen werden können, weil die Wahrscheinlichkeit dafür nur einmal in 10.000 Jahren gegeben wäre, so ergibt sich daraus schon, dass die gewählte Verteilung vermutlich falsch war.
Daraus müssen wir also folgern, dass wir zwar in die Vergangenheit schauen können, sich diese aber dennoch nur bedingt dafür eignet, die Zukunft vorherzusagen. Die Zukunft ist ungewiss und nicht berechenbar, jedenfalls nach meinem aktuellen Stand. Dennoch hilft es hier, sich einmal klar zu machen, was auf jeden Fall passieren kann, weil es schon passiert ist. Es kann aber auch schlechter laufen, als im schlechtesten Fall oder sogar besser, als im bisher besten.
Statistisch gesehen liegen die benötigten Daten insgesamt noch nicht vor, weil die Börsen nur gut 100 Jahre mit verlässlichen Daten existieren und der DAX selbst rückgerechnet erst ab ungefähr 1960 existiert. Ich nutze diese jedoch nicht einmal komplett, sondern nur die letzten 20 Jahre, weil dies für die Aussage an dieser Stelle ausreicht. Ich betrachte also einfach mal verschiedene Zeiträume von Börsentagen (1, 2, 3, 5, 10, 20, 60, 120, 240, 720, 1.200 und 2.400), wobei 240 Börsentage ungefähr einem Jahr entsprechen, 60 Tage also ungefähr einem Quartal.
Im DAX hättest Du, bei der Anlage von nur genau 1 Tag, im Durchschnitt ein Plus von 0,03% erzielen können. Dabei liegt die höchste Steigerung mit 11,40% vom 10. auf den 13.10.2008 und der größte Kursverlust in Höhe von -8,49% vom 10. auf den 11.09.2001 schon weit auseinander. Interessant ist auch, was um diese Tage herum passiert ist.
Je öfter Du spielst, umso näher kommst Du dem Durchschnitt
Vom 7. bis zum 10.10.2008 liegt der größte Kursverlust über 3 Tage, nämlich -14,69% und vom 3. bis zum 10.10.2008 sogar der größte über 5 Tage mit -21,61%. Die Steigerung war also nur eine Gegenbewegung, welche die vorherigen Verluste nicht komplett kompensiert hat. Den Mutigen gehört die Welt, denn wer schon am 8.10. nach 13,51% Minus der Tage zuvor eingestiegen ist, lag am 10.10. bereits mit -9,36% hinten, so dass die anschließend fulminante Aufwärtsbewegung nur zu einem kleinen Plus von 0,97% geführt hätte.
Vor dem 10.09.2001 dagegen ging es schon eine ganze Zeit mehr oder weniger kontinuierlich abwärts, so dass dies prinzipiell ein ebenso schöner Schlusspunkt nach den Anschlägen hätte sein können. Die Unsicherheit hielt jedoch noch einige Tage an, bevor es vom 18. bis zum 20.09. in Schritten von 3,65% und 5,74% um insgesamt 9,18% nach unten ging. Erst die Aufwärtsbewegung über das Wochenende vom 21. auf den 24.09. in Höhe von 6,64% war der Startschuss zu einer längeren Aufwärtsbewegung.
Die durchschnittliche Tagesveränderung ist wie nicht anders zu erwarten linear, nach 2 Tagen also doppelt so hoch wie an einem, nach 3 Tagen dreimal und so weiter. Interessanter ist bei weitem die Veränderung der best- und schlimmstmöglichen Entwicklung über längere Zeiträume. Diese Werte steigen zwar auch an, aber eben nicht linear. Es wäre auch unmöglich, weil auf den schlechtesten Tag selbst der zweitschlechteste folgend schon ein wenig besser wäre.
In der Vergangenheit war ist die bestmögliche Entwicklung für 1, 2, 3 und 5 Tage entsprechend 11,40%, 14,41%, 12,90% und 18,71%. Eine Verdopplung der Zeit auf 10 Tage führt nur zu 23,07%, eine erneute Verdopplung auf 20 Tage oder ungefähr 1 Monat zu 27,81% und ein Quartal mit 60 Tagen hatte als beste Wertsteigerung 40,94% zu bieten. Dies entspricht pro Tag allerdings nur noch 0,68%, verglichen mit den 11,40% an einem Tag. Dies ist die Glättung, von der Du bei einer langfristigen Anlage profitieren kannst.
Die schlimmstmöglichen Entwicklungen wiederum zeigten in der Vergangenheit -8,49%, -11,09%, -14,69% und -21,61% für 1, 2, 3 und 5 Tage. Die weiteren für jeweils 10, 20 und 60 Tage lagen mit -25,05%, -29,70% und -37,67% jeweils ungefähr im Bereich der bestmöglichen. Aber nach einem Quartal kippt die Tendenz und während sich die bestmögliche immer weiter positiv entwickeln bis hin zu 241,29% nach 1.200 Tagen oder gut 5 Jahren, steigen die schlimmstmöglichen zwar noch weiter an bis auf -69,06% nach 3 Jahren, anschließend fallen sie jedoch nach gut 5 Jahren auf -61,28%.
Aber wie lange solltest Du einplanen, damit es nicht gegen Dich läuft?
Nach gut 10 Jahren wiederum tritt ein weiterer Glättungseffekt ein, so dass beide Werte sinken. Der bestmögliche Fall ist nun nur noch eine Steigerung um 216,22%, es gab also Investoren, die nach 5 Jahren eine bessere Rendite hatten als nach 10 Jahren. Nicht nur pro Jahr betrachtet, sondern sogar absolut. Der schlimmstmögliche Fall sieht mit -35,83% allerdings deutlich besser aus, weil hier die längere Laufzeit positiven Einfluss hat. Die jährliche Rendite verbessert sich von -17,29% auf -4,34%, während diese im bestmöglich Fall von 27,83% auf 12,20% sinkt.
Diese Effekte können für längere Laufzeiten noch fortgesetzt werden und es ist der entscheidende Punkt, wenn es um die langfristige Anlage von Vermögen geht. Zum einen gibt es keine Alternative zur Investition in Sachwerte und zum anderen reduzieren sich die Risiken mit der Laufzeit, sofern die Vergangenheit als Anhaltspunkt für die Zukunft herangezogen wird. Die Grundlage der Kurssteigerungen, die Gewinnsteigerungen der Unternehmen und die damit einhergehenden Wertsteigerungen, geben durchaus Anlass, dies als berechtigt anzusehen.
Werden die Laufzeiten noch weiter verlängert, so nähert sich der bestmöglich Fall immer mehr der durchschnittlichen jährlichen Rendite an, die in den letzten 20 Jahren bei ungefähr 7% lag, über noch längere Zeiträume dafür eher unter 6%. Der schlimmstmögliche Fall jedoch nähert sich ebenfalls diesem Wert. Interessant ist daher zunächst der Punkt, an der er zum ersten Mal positiv ist und dies ist aktuell für den DAX bei circa 23 Jahren der Fall. In der Vergangenheit hat also niemand, der 23 Jahre oder länger durchgehalten hat, eine negative jährliche Rendite auf eine Investition in den DAX gehabt.
Als Fazit zum Schluss deshalb noch einmal sehr deutlich. Kurze Zeiträume bis zu einem viertel Jahr sind Wetten, bei denen Du gewinnen oder verlieren kannst. Ab diesem Zeitpunkt setzt sich langsam die positive Wertentwicklung durch und bringt Dich als Investor auf die Gewinnerstrasse. Aber erst ab 10 Jahren machen sich die Vorteile so bemerkbar, dass das Verhältnis der Chancen zum Risiko zu Deinen Gunsten kippt. Bist Du nicht bereit, so lange anzulegen oder wirst vorher die Nerven verlieren, lass es sein. Denn wenn es irgendwann schlecht aussieht brauchst Du eigentlich nur Geduld, wenn auch manchmal viel Geduld, bis es sich langsam wieder bessert!
(Übrigens laufen beide Linien nur deswegen so gut zusammen, weil nicht mehr Daten vorliegen. In der Zukunft wird dieser Punkt also immer weiter nach rechts wandern…)
Interessant ist dabei sowohl die Zeitpunktbetrachtung als auch der Einbezug der Inflation, wie die folgenden Beiträge zeigen:
Jährliche Aktienrenditen nach Anlagedauer
Rendite-Dreieck für den DAX in 5-Jahres-Blöcken
Rendite-Dreieck für den DAX in 5-Jahres-Blöcken nach Inflation
Rendite-Dreieck für den S&P 500 in 5-Jahres-Blöcken
Rendite-Dreieck für den S&P 500 in 5-Jahres-Blöcken nach Inflation
Wie bewegen sich eigentlich die Kurse?
Investitionen in den Aktienmarkt mit und ohne Timing