Vermutlich ist jedem klar, dass die Kosten Auswirkungen auf die Rendite haben, jedoch ist es in verschiedenen Konstellationen schwierig, diese Auswirkungen zu quantifizieren. Einfach gefragt, wenn die Wertsteigerung einer Anlage 5% beträgt, jedoch ein Ausgabeaufschlag von 3% und jährliche Kosten von 1% anfallen, wie hoch ist dann die tatsächliche Rendite? Und wie wird diese von der Laufzeit und Steuern beeinflusst?
Zunächst einmal stellt sich die Frage, auf welche Art das Geld investiert wird. Dies kann mittels einer Einmalanlage oder eines Sparplans erfolgen, wobei ein Sparplan aus nichts anderem als vielen, kleinen Einmalanlagen besteht. Interessant ist am Ende höchstens, wie die durchschnittliche Rendite dieser verschiedenen Einmalanlagen zu einer Gesamtrendite zusammengeführt wird. Ein gutes Gefühl dafür kannst Du jedoch alleine dadurch bekommen, dass Du Dir drei bis fünf verschiedene Renditen innerhalb der Laufzeit betrachtest.
Als Ausgangssituation dient eine Anlage, in die zu Beginn 10.000 € investiert werden sollen und die jährlich um 6% im Wert steigt. Die Rendite beträgt damit automatisch 6% und als den 10.000 € werden nach 20 Jahren circa 32.000 € geworden sein. Eine Veränderung der Anlagedauer um 5 Jahre wird die Rendite nicht verändern, den Wert der Anlage jedoch schon. Bei 15 Jahren beträgt dieser nur ungefähr 24.000 €, während er nach 25 Jahren sogar knapp 43.000 € beträgt.
Die Auswirkung von Kosten wird unterschätzt
Fallen Kosten an reduziert dies automatisch die Rendite. Zunächst sollen die Auswirkungen eines Ausgabeaufschlags untersucht werden, wie er beispielsweise bei Fonds oder Versicherungsprodukten üblich ist, auch wenn er bei letzteren Produkten nicht offen ausgewiesen wird. Bei einer Laufzeit von 20 Jahren verringert ein Ausgabeaufschlag von 3% die Rendite auf 5,839% statt der ursprünglichen 6,000%. Zum Vergleich wäre diese bei 5% Ausgabeaufschlag nur noch 5,729% und bei 1% Ausgabeaufschlag 5,947%. Grob gesagt, je höher der Ausgabeaufschlag ist, umso mehr reduziert sich die Rendite, bei einer 20-jährigen Laufzeit jedoch eher auf der Stelle hinter dem Komma.
Eine Verkürzung der Anlagedauer um 5 Jahre führt jedoch ebenso zu einer Senkung der Rendite auf 5,785% trotz der gleichen 3% Ausgabeaufschlag. Eine Verlängerung um 5 Jahre erhöht diese dagegen wieder auf 5,871%, auch wenn dies immer noch etwas von den ursprünglichen 6,000% entfernt ist. Dies ist leicht zu erklären: Die Rendite nach einem Jahr beträgt 2,820%, weil sofort 3% Ausgabeaufschlag von der Anlage abgehen und diese anschließend um 6% im Wert steigt. Diese Steigerung auf die verbleibenden 97% der Anlage ergibt 5,820% und damit in Summe 102,820%, wovon eben nur ein Teil über der ursprünglichen Anlage von 100% liegt und die Rendite ausmacht. Jedes weitere Jahr erhöht nun die Rendite und bringt diese wieder näher an die 6% heran, jedoch auch bei sehr langer Laufzeit niemals ganz.
Im Gegensatz dazu wirkt eine laufende Gebühr, welche ebenfalls bei Fonds und Versicherungen fällig wird, wesentlich stärker. Beträgt diese beispielsweise 1,5%, so reduziert sich die Rendite von 6% auf 4,410% und der Wert zum Ablauf reduziert sich von gut 32.000 € auf nur noch 23.700 €. Eine laufende Gebühr in Höhe von 1,5% wirkt bei einer Laufzeit von 20 Jahren damit im Ergebnis so wie ein Ausgabeaufschlag in Höhe von ungefähr 26%. Bei langen Laufzeiten ist daher der Ausgabeaufschlag deutlich weniger wichtig als die Managementgebühr, die überschlagsweise einfach von der Rendite abgezogen werden kann.
Kommt nun ein Ausgabeaufschlag und eine Managementgebühr zusammen, so reduziert dies die Rendite entsprechend deutlich. Bei der gewählten 20-jährigen Laufzeit, einem Ausgabeaufschlag von 3% und einer Managementgebühr von 1,5% reduziert sich die Rendite letztlich von 6,000% auf 4,251%. Spiegelt dies die Kostenstruktur eines aktive gemanageten Fonds wieder müsste dieser gegenüber einem passiven Indexfonds ohne Ausgabeaufschlag und lediglich 0,09% Managementgebühr und daraus resultierend einer Rendite von 5,905% eine Überrendite von 1,654% pro Jahr erwirtschaften, um gleichzuziehen.
Falls Du genau den Fonds herausfindest, für den das in der Zukunft zutreffen wird. Falsch zu liegen kostet Geld und jeder Wechsel vor Ende der betrachteten 20-jährigen Anlagedauer verringert die Rendite aufgrund des erneuten Ausgabeaufschlags zusätzlich. Bei gleicher Rendite des Fonds entspricht diese Überrendite einem Betrag von gut 8.500 € oder knapp 27%, den Du gegenüber dem erwarteten Wert des Indexfonds von knapp 31.500 € verlierst.
Steuern und Inflation sind auch Kosten, sehr hohe sogar
Leider ist der Wert im Depot noch nicht der Wert, der verfügbar ist, weil zuletzt immer noch die Steuer berücksichtigt werden muss. Je niedriger diese ist, umso besser. Hier kommen deswegen auch Versicherungen wieder zurück, weil bei diesen in gewissen Konstellationen der Ertrag nur hälftig zu versteuern ist, wobei diese dennoch kaum mit der Rendite von Aktien-Indizes mithalten können. Mit einer hälftigen Ertragsbesteuerung in Höhe der Kapitalertragssteuer von aktuell 25% zuzüglich Solidaritätszuschlag sorgt diese für eine Senkung der Rendite um gut ein halbes Prozent auf 5,497%, wohingegen eine vollständige Besteuerung die Rendite um mehr als das doppelte auf 4,944% absenken würde.
Bleibt noch die Unterscheidung zwischen thesaurierend und ausschüttend, welche letztlich allein die steuerliche Auswirkung betrifft. Für den Fall, dass Du Erträge jährlich ausgeschüttet bekommst, diese jedoch nach Steuerzahlung wieder investiert, sänke die Rendite noch weiter auf 4,386%. Insofern ist klar, wenn die Ausschüttung nicht für Ausgaben zum Leben benötigt wird solltest Du auf jeden Fall eine einbehaltendes Produkt wählen, weil dabei die Rendite aufgrund des Zinseszinseffektes höher ist. Für diejenigen, die eine Vermögensverwaltung mit der Betreuung des Depots beauftragt haben legt hier die Steuer einen deutlichen Vorteil in Richtung der Alternative einer Fondsinvestition, weil hier Verkäufe eben nicht zu einem Steuerabfluss führen.
Der letzte Aspekt, welcher die Rendite zwar nicht direkt beeinflusst, ist die Inflation. Diese führt dazu, dass der Wert relativ zu heute in der Zukunft sinkt, also der reale Zins von der Rendite abweicht. Auch wenn damit letztlich der Wert der Anlage nach 20 Jahren immer noch gut 32.000 € beträgt, so entspricht dieser bei einer Inflation von 2,1% nur noch einer heutigen Kaufkraft von gut 21.100 €, was wiederum die Rendite auf 3,820% senkt. Der langjährige Inflationsdurchschnitt wird aktuell jedoch deutlich unterschritten und es ist zu vermuten, dass dies noch eine Weile so bleibt. Bei einer Inflation von 1% sinkt die Rendite nur auf 4,951%. Als Faustformel kann damit analog der Managementgebühr von der Wertsteigerung einfach die Inflation abgezogen werden, um diese zu prognostizieren.
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