Nach meiner Meinung sind die Opportunitätskosten die mit Abstand am meisten unterschätzte Größe. Kostet ein Auto beispielsweise 17.000 €, wird aber mit einer Anzahlung und Kreditraten über 4 Jahre gekauft, so entsprechen alle Zahlungen einem Sparplan, dessen Wert am Ende der Laufzeit vom Zins abhängt. Bei den aktuellen Kreditzinsen könnte es sein, dass die Summe aller Raten einem Betrag von 17.720 € entspricht. Bei einer Anlage zu 1% hättest Du für Dein Auto also gut 18.170 € oder 7% mehr als den Kaufpreis bezahlt.
Bei einer Verzinsung von 6% wären das bereits 21% und bei 10% sogar 34% mehr als der Kaufpreis. Im Vergleich dazu hat eine Küche für 10.000 € mit einer 7-jährigen Finanzierung ähnlich Werte, und zwar 30%, 55% und 78%.
Interessant wird es bei einem Haus für 600.000 €, einer Anzahlung von 150.000 € und 25 Jahren Laufzeit der Kredittilgung. Hier explodieren die Werte für 6% beziehungsweise 10% auf 210% beziehungsweise 541% des Kaufpreises. Letzterer Vergleich sieht also wie folgt aus: Heute solch ein Haus oder in 25 Jahren bei 6% Rendite rund 1,85 Mio. € oder bei 10% sogar 3,85 Mio. €?
Als Fazit ist festzuhalten, dass die Wirtschaftlichkeit nur durch einen Vergleich mit den Opportunitätskosten beurteilt werden kann. Sicherlich ist dies in vielen Fällen eine bittere Erkenntnis, wenn die wirklichen Kosten einzelner Entscheidungen sichtbar werden. Problematisch wird es jedoch, wenn dieser Zinssatz bestimmt wird. Legt ein Anleger in der Regel sein Geld zu 1% oder weniger an, beispielsweise, weil jegliches Risiko gescheut wird, so sind die errechneten Opportunitätskosten gering. Dennoch darf daraus nicht folgen, dass die Wirtschaftlichkeit steigt. Vielmehr folgt daraus, dass eine schlechte Vermögensrendite sogar noch weitere ungünstige Folgen haben kann, weil eben die Opportunitätskosten zu gering sind, um Folgeentscheidungen wirtschaftlich sinnvoll treffen zu können.