An dieser Stelle kann keine Auseinandersetzung mit allen am Markt erhältlichen Finanzprodukten erfolgen, um dies gleich vorab klarzustellen. Vielmehr soll grundsätzlich betrachtet werden, welche Kriterien bei der Investition betrachtet werden müssen, um die Aspekte Chance, Risiko und Liquidität des magischen Dreiecks der Geldanlage zu bewerten.
Die Chance ist in den meisten Fällen sehr leicht betrachtet, zumal jede Geldanlage so attraktiv wie möglich dargestellt wird. Hier brauchst Du Dir also am wenigsten Gedanken zu machen, beispielsweise ob jegliche Chance positiv zu überraschen wirklich schon betrachtet wurde. Vielmehr sollte kritisch hinterfragt werden, ob die Chancen wirklich so vorhanden sind und ob diese den Prüfungstest gegen die Realität bestehen.
Beim Risiko stellt sich die Betrachtung bereits ganz anders dar. Der Verkäufer oder Berater wird Dir im Zuge einer qualitativ guten Beratung selbstverständlich alle Risiken vorstellen und sogar eine Bewertung vorschlagen. Diese muss von Dir jedoch sehr genau geprüft werden, schließlich bestimmt sich darüber, wann und wie viel Deiner Investition Du auch wirklich zurückerhalten wirst und wie hoch damit die daraus zu errechnende Rendite ist.
An dieser Stelle hilft es vielleicht, einmal die Perspektive zu wechseln und zu betrachten, unter welchen Voraussetzungen eine Bank einen Kredit an eine Person vergibt. Für die Bank stellt die Ausgabe eines Kredites eine Investition dar, für die sie einen Zins erhält und ein Risiko hat, das Geld nicht mehr zurückzuerhalten. Sie wird dafür prüfen, wie hoch das Vermögen des Kreditnehmers und über welches freie Einkommen er verfügt, um damit eine Wahrscheinlichkeit für die Rückzahlung des Kredites zu errechnen.
Aber selbst wenn ein gewisses Vermögen vorhanden ist und das Budget des Kreditnehmers genügend Spielraum lässt, um die Kreditraten für Zins und Tilgung stemmen zu können, so wird sie dennoch darüber hinaus versuchen, den Kredit zusätzlich abzusichern. Dies kann erfolgen, in dem sie sich zusätzlich ein Sicherheit geben lässt, also beispielsweise den Fahrzeugbrief eines Autos oder eine Grundschuld bei einer Immobilie. Die Kredite bei denen keine weitere Sicherheit vorhanden ist, werden deutlich geringere Volumen haben, höhere Zinsen und kürzere Laufzeiten, um das Risiko der Bank zu reduzieren.
Welche Sicherheiten erhältst Du von wem für Deine Investition
Letztere Kredite außen vor gelassen investiert eine Bank daher prinzipiell in Menschen und sichert sich mit Sachwerten ab. Auf Unternehmen übertragen muss nicht mehr die Person Vermögen und verfügbares Einkommen haben, sondern eben das Unternehmen, welches den Kredit beantragen möchte. Insofern sollte bei der Beurteilung des Risikos jeder Investition immer untersucht werden, welche Sicherheiten vorhanden sind, die den Rückfluss der Investition sicherstellen könnten.
Bei einem Festgeld hat der Investor lediglich eine Forderung gegenüber der Bank. Wenn diese zahlungsunfähig ist, wird er sein Geld nicht wiederbekommen. Aus diesem Grund gibt es die Einlagensicherung, bei der für jedes in der EU zugelassene Kreditinstitut die Einlagen bis zu einer gewissen Höhe garantiert sind, beispielsweise auf Girokonten oder eben Anlagen in Festgeldern. Im Vergleich mit Festgeldern oder sonstigen Anlagen zu einem festen Zins können Anleihen dagegen auch besichert sein, der Investor bekommt im Falle der Zahlungsunfähigkeit also den Sicherungsgegenstand, den er verwerten und auf diesem Weg seine Forderung ganz oder in Teilen durchsetzen kann.
Sollte jedoch die Währung, in der die Anleihe begeben ist oder die Anlage zu einem festen Zins erfolgt ist, stark an Wert verlieren oder gar wertlos sein, so ist die Anleihe dennoch wertlos, weil sie in dem wertlosen Geld bedient werden kann. Hier wird deutlich, dass auch eine Währung oder Geld keinen Wert darstellt, sondern dieser Wert nur von jemandem, in diesem Falle einem Staat beziehungsweise einer Gemeinschaft, garantiert wird. Aber auch Staaten können eben bankrott sein, wie sich in letzter Zeit sehr deutlich gezeigt hat.
Einer Investition in Aktien dagegen stehen zu jeder Zeit die Buchwerte des Unternehmens gegenüber. Solange eine Aktie an der Börse gehandelt wird, kann diese jederzeit zum aktuellen Marktpreis ge- und verkauft werden. Ist das Unternehmen jedoch bankrott oder zahlungsunfähig, ist die Investition dennoch komplett oder zum größten Teil verloren. Verliert jedoch die Währung ihren Wert so muss dies einen Aktionär nicht unbedingt betreffen, weil ihm dafür die Buchwerte des Unternehmens gehören. Es wird wahrscheinlich schwerer, die Lieferanten zu bezahlen und die Produktion zu verkaufen, wenn auf eine andere Währung umgestellt werden muss, jedoch bleiben die Werte an sich vorhanden.
Insofern ist die Empfehlung, nur in Aktien oder besicherte Anleihen von Unternehmen zu investieren, weil Du in diesem Fall Sachwerte als Gegenwert Deiner Investition erhältst. Ich ziehe übrigens Aktien immer Anleihen vor, weil ich für das unternehmerische Risiko dann doch bitte auch die entsprechende Chance haben möchten und nicht nur einen festen Zins. Auf die Wechselwirkung zwischen Anleihekursen und den Leitzinsen kann auf dieser Stelle aus Platzgründen nicht eingegangen werden. Der Kurs der Anleihe ist eben der Preis, zu dem ein Verkauf möglich ist.
Sachwerte sind Sicherheiten mit Chance für eine positive Wertentwicklung
Bei beiden entfällt zunächst die Abhängigkeit der Währung. Das Risiko eines Unternehmensbankrotts kann durch die Investition in mehrere Unternehmen reduziert werden. Durch die günstige Investition in einen Indexfonds, zumindest bei einem physisch replizierenden, gehört Dir durch diese Investition praktisch ein Teil aller in diesem Index enthaltenen Unternehmen. Geht die Fondsgesellschaft Bankrott oder wird aufgelöst, bekommst Du einfach die auf Dich entfallenen Aktien statt des Fonds in Dein Depot gebucht.
An der Börse gehandelte Anleihen oder Aktien sind liquide, Du kannst also beispielsweise jeden Tag Deine Vermögenswerte verkaufen und über das investierte Geld verfügen. Ist die Gesellschaft oder die Anleihe jedoch nicht börsennotiert schränkt dies die Handelbarkeit deutlich ein, weil Du selbst einen Käufer finden musst. Nicht nur, dass Du dann nie sicher weißt, ob und wie schnell Du tatsächlich Geld für Deine Werte erhalten kannst, Du kannst Dir auch über den Preis nicht wirklich sicher sein. Der Sinn der Börse ist damit gut dargestellt.
Du bekommst auch einen Gegenwert, wenn Du in Sachwerte wie beispielsweise Immobilien oder Edelmetalle investierst. Langfristig entspricht die Wertentwicklung von Gold ungefähr der Inflation, allerdings kann der aktuelle Preis aufgrund von Schwankungen mehr oder weniger deutlich von diesem durchschnittlich zu erwartenden Preis abweichen. Gleiches gilt für Immobilien, deren Wertentwicklung in der Regel deutlich unterhalb der Inflation liegt. Die Kosten des Neubaus steigen zwar vermutlich mit der Inflation, allerdings würdest Du 20 Jahre später eben vermutlich anders bauen.
Das alles spricht für Sachwerte. Ob Du Aktien über Fonds kaufst, Gold oder Immobilien. Du kannst es 100 Jahre laufen lassen und Deine Investition wird sich gut entwickelt haben. Vielleicht sind es andere Aktien, die sich in dem Fonds befinden, die Immobilie ist wahrscheinlich verrottet, aber das Grundstück wird noch einen Wert haben und ebenso das Gold. Und bei Aktien übrigens, wenn es 100 durchschnittliche Jahre mit 8% Rendite pro Jahr wären, entspräche dies einer Vermögenssteigerung um Faktor 2.200, aus 1.000 € wären also 2.200.000 € geworden.
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