Es gab genügend Indizien in den letzten Jahren, die darauf hingedeutet haben, dass sich jeder Bürger unbedingt um seine Altersvorsorge kümmern sollte. Anders ausgedrückt, wer nicht mehr privat vorsorgt, wird im Alter mehr oder weniger deutliche Einschnitte in seinem gewohnten Lebensstandard hinnehmen müssen, abhängig davon, wie weit entfernt der Ruhestand noch ist. Genannt seien die Einführung der Riester- oder Rürup-Renten, die Diskussionen über Grundsicherung der Rentner oder Diskussion über Beitragssätze und zukünftige Rentenhöhen.
Stellen wir als Annahme daher fest, dass bis auf wenige Ausnahmen jeder auf die eine oder andere Art und Weise etwas für seine Altersvorsorge tun sollte. Unter dem Gesichtspunkt, dass es sich dabei um verhältnismäßig lange Sparvorgänge handelt kommt der Rendite des Sparvorgangs eine entscheidende Bedeutung bei. Denn nicht nur kommt der Zinseszinseffekt selbst über lange Zeiträume erst ab einem Zins von 5% richtig zu Geltung, darüber hinaus haben bereits kleine Unterschiede große Effekte im Ergebnis zur Folge.
Wer beispielsweise nur 100 € im Monat über 30 Jahre sparen möchte kommt nur durch das Sparen auf einen Betrag in Höhen von 36.000 €. Dieser Betrag entspricht praktisch einer Verzinsung von 0%. Ein Zins von 2% dagegen führt bereits zu gut 48.600 €, 4% zu gut 67.300 € und 6% zu 94.800 €. Bereits 1%-Punkt mehr, also 7%, haben nach 30 Jahren bereits über 103.600 € zur Folge, oder 18.480 € mehr und entsprechend ungefähr 15,40 Jahressparbeiträgen. Reicht Dir das schon als Beleg des Zinseszinseffektes?
Wenn nicht betrachten wir kurz die Zahlen nach 10 weiteren Jahren, also 40 Jahren mit Gesamteinzahlungen von 48.000 € oder 12.000 € mehr als nach 30 Jahren. Dieser Betrag muss von den Summen eigentlich abgezogen werden, weil sie den Unterschied zusätzlich verzerren. Die Beträge ergeben mit 2% nun fast 74.500 €, circa 23.800 € mehr, gut 114.000 € bei 4%, über 185.700 € bei 6% und bei 7% fast eine Viertel Million €, exakt 239.562 €. Der eine Prozentpunkt macht also fast 54.000 € aus oder mehr, als überhaupt in 40 Jahren eingezahlt wurde.
Der Zinseszins kann nur bei Geldanlagen genutzt werden
Insofern lohnt es nicht nur, sich intensiv mit der Rendite der Altersvorsorge zu beschäftigen, eine Optimierung der Rendite kann sogar im Nachkommabereich Auswirkungen haben, die nicht vernachlässigt werden sollten. Vergleichen wir also die betriebliche Altersvorsorge mit den privaten Alternativen, demnach allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, so muss die Rendite für den Sparer besser werden, damit überhaupt eine Daseinsberechtigung besteht. Woher kann nun jedoch diese Überrendite kommen, welche Sparer bei einer Altersvorsorge über Ihren Betrieb erhalten können.
Einerseits kann diese aus Zuschüssen bestehen, die der Arbeitgeber beispielsweise als Form der Mitarbeiterbindung oder schlicht als Bestandteil des Gehalts einsetzt. Dies erhöht automatisch die Rendite, weil zum eigenen Sparanteil weiteres Geld hinzukommt und damit den Endbetrag steigert. Inwiefern dies immer ein Geschäft für den Mitarbeiter ist soll an dieser nicht weiter betrachtet werden, weil eventuelle Bedingungen wie Betriebszugehörigkeit, Mindestsparsummen oder ähnliches schwer zu bewerten sind.
Andererseits kann die Überrendite jedoch ebenfalls durch Vergünstigungen des Staates zustandekommen, beispielsweise durch Steuergutschriften, Sozialversicherungsfreiheit oder monetäre Zuschüsse. Hier wird die Berechnung der Überrendite nicht nur einigermaßen schwer, weil die Zeitpunkte der Einzahlung und der damit zusammenhängenden Steuergutschrift mehr oder weniger weit auseinander liegen, sondern auch weil die Gesetzgebung sich während der Laufzeit durchaus ändern kann und damit erst im Nachhinein wirklich feststeht.
Wie sollte also nun der aus meiner Sicht beste Rahmen aussehen, den der Staat für die betriebliche Altersvorsorge vorgeben könnte? Zunächst sollte er so einfach wie möglich sein, weil schon die Auswahl der privaten Altersvorsorge unter Berücksichtigung der Lebensplanung und der steuerlichen Wirkung unglaublich komplex und schwierig ist. Eine Erweiterung um zusätzliche Produkte mit anderen Bedingungen und Eigenschaften führt nur zu mehr Komplexität und keinen weiteren Vorteilen.
Des Weiteren sollte der Rahmen die Möglichkeit des Sparens aus dem Bruttoeinkommen ermöglichen, also vor der Zahlung von Steuern. Zum einen reicht es das Vermögen zu dem Zeitpunkt zu besteuern, wenn es dem Sparer auch wirklich erst zur Verfügung steht, und zum anderen kann der Staat dadurch sicherstellen, dass dem Sinn der Altersvorsorge bestmöglich Rechnung getragen wird. Der Sparer profitiert in diesem Fall nur davon, wenn sein Steuersatz bei der Auszahlung geringer ist als zum Zeitpunkt der Einzahlung. Ein Effekt, der am sichersten nach dem Erwerbsleben gegeben ist, wann immer dieser Zeitpunkt auch ist.
Einfachheit ist ein Wert an sich
Daher sollte der Staat es ermöglichen, dass jeder Bürger ein spezielles Konto samt Depot eröffnen kann, auf welches er jederzeit beliebige Teile seines Einkommens unversteuert übertragen kann. Anschließend kann er von diesem Konto und Depot aus jegliche Transaktionen durchführen und Produkte kaufen, mit der alleinigen Bedingung, dass sämtliche Erträge und Verkäufe wiederum auf dieses Konto fließen. Erst wenn er diesem Konto anschließend Gelder entnimmt, so sind diese bei der Steuererklärung anzugeben oder direkt mit einer pauschalen Steuer zu belasten.
Ob bei diesen Transaktionen nun Gewinne oder Verluste anfallen spielt letztlich keine Rolle mehr und ebenso kann die steuerliche Betrachtung aus Sicht der Privatperson vernachlässigt werden, weil schlicht auf kein Produkt Steuern zu zahlen sind. Ob Aktien kurz oder lang gehalten werden, zu welchen Zeitpunkten umgeschichtet werden soll und sogar ob Rentenversicherungen, Sparbriefe, Anleihen, Derivate, Fonds oder welche Anlagen auch immer eingesetzt werden, braucht den Staat nicht mehr zu interessieren.
Es gibt Länder, in denen solche oder ähnliche Modelle zum Einsatz kommen. Bliebe noch zu prüfen, ob dadurch Arbeitgeber, Berater oder der Staat benachteiligt würden, wenn der Sparer aus meiner Sicht nur Vorteile hätte. Der Arbeitgeber könnte seine Angestellten ebenso wie heute unterstützen oder binden, allerdings müsste er die Einzahlung zurückhalten, weil eine direkte Einzahlung auf dieses Konto aufgrund fehlender Rückzahlung an keine Bedingung mehr gebunden wäre.
Die Berater, welche heute betriebliche Altersvorsorgeprodukte verkaufen, könnten nach wie vor Produkte verkaufen, allerdings müssten diese von den Produktgebern vermutlich angepasst werden. Der Staat letztlich würde zunächst auf Steuern verzichten müssen und aus Sicht der Sparer hoffentlich auch in Summe weniger erhalten. Im Gegenzug würden jedoch hoffentlich die Sozialkassen entlastet, weil das Modell attraktiver ist und mehr Angestellte Anstrengungen für eine zusätzliche Altersvorsorge in Angriff nehmen.
Als Fazit für Dich muss bleiben, dass Du Dich wirklich mit der Rendite Deiner Altersvorsorge auseinandersetzt. Unabhängig davon, welche Produkte Du einsetzt oder welchen Anteil der Arbeit Du selbst übernimmst oder einkaufst, am Schluss zählt die reine Rendite nach Steuern. Die Steuern auf 0 € zu drücken ist leicht, einfach nichts verdienen, aber das ist auch keine Lösung. Gleiches kann bei der Maximierung der Zulagen passieren, denn wenn die Rendite ohne Zulagen negativ ist, ist damit nichts gewonnen. Deshalb führt leider kein Weg an Berechnung der Rendite mit allen Unsicherheiten und Schwierigkeiten vorbei, um diese Entscheidung zu treffen.
Anknüpfungspunkte bieten Dir diese Artikel:
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