Opportunitätskosten sind keine Kosten im wirklichen Sinne, sondern lediglich entgangene Erlöse oder Gewinne, weil Möglichkeiten nicht oder nicht vollständig genutzt wurden. Damit ist bereits der erste Grund geliefert, warum sich viele damit schwer tun, bis zu dem Punkt, dass sie sogar ignoriert werden. Aber das ist ein großer Fehler, weil in diesem Fall Alternativen nicht sauber bewertet werden und die Entscheidung mehr oder weniger falsch sein kann.
Bei der Geldanlage sind Opportunitätskosten beispielsweise, wenn Du Geld überhaupt nicht anlegst oder Anlageklassen auswählst, die eine geringere Rendite erzielen als andere. Wenn Du Dich also nicht entscheiden kannst, so kostet Dich dies eventuell eben Geld, was durchaus eine Entscheidungshilfe sein kann. Andererseits ist es eben eine Sache, eine Anlageentscheidung aufgrund von Risiko nicht zu wählen, die möglichen Chancen aber im Nachhinein nicht als entgangene Gewinne zu betrachten.
Nehmen wir eine Investition in Aktien oder der Einfachheit halber in einen Indexfonds auf den DAX. Wie allgemein bekannt kosten solche passive betreuten Fonds fast keine Gebühren, so dass wir diese hier vernachlässigen können und direkt die Kurse des DAX betrachten. Die Alternative kannst Du selbst wählen, ich biete Dir einfach deutsche Bundesanleihen an ohne weitere Handlungsverpflichtung, letzteres als echte Nullhypothese.
Eine kurze Berechnung ist schnell gemacht
10-jährige Bundesanleihen rentieren aktuell mit ungefähr 0% jährlicher Rendite, in Wirklichkeit seit kurzem sogar knapp negativ, was jedoch keinen großen Unterschied macht. Eine Anlage von 10.000 € für 10 Jahre bringen Dir also ziemlich genau 10.000 € in 10 Jahren. Sollten die Zinsen in der Zwischenzeit weiter fallen, kann der Kurs steigen, den Du realisieren könntest, aber dann müsstest Du zu schlechteren Konditionen neu anlegen. Steigen die Zinsen dagegen wirst Du Buchverluste bei den Kursen hinnehmen müssen, welche Du jedoch aussitzen kannst. Die Möglichkeit kleine Beträge jederzeit zu nominal zurückgeben zu können soll jetzt nicht betrachtet werden.
Nichts zu tun bedeutet, dass Geld einfach auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto liegen zu lassen. Dies macht aktuell vermutlich keinen Unterschied, weil Privatpersonen noch keine Negativzinsen berechnet werden und Zinsen wenn überhaupt nur noch Lockangebote für eine befristete Zeit sind. Der Einfachheit gehe ich davon aus, dass es auch hier in 10 Jahren der Fall sein wird, das gleiche Geld zur Verfügung zu haben. Möglicherweise etwas mehr, wenn die Zinsen steigen, oder etwas weniger, falls doch irgendwann negative Zinsen belastet werden.
Die Anlage des Geldes in einen Indexfonds auf den DAX dagegen hätte in der Vergangenheit zu verschiedenen Ergebnissen geführt. Im Durchschnitt wären es 17.939 € oder eine jährliche Rendite von gut 6% gewesen, im schlechtesten Fall jedoch nur 8.053 €, aber im besten Fall 46.013 €. So muss es sicherlich nicht in der Vergangenheit sein, deshalb kannst Du gerne einen Sicherheitsabschlag vornehmen, die saubere Berechnung geht dann leider immer nur rückwärts.
Dennoch ergeben sich bei dieser Anlage Opportunitätskosten, weil Du gegenüber dem Durchschnitt fast 8.000 € weniger erzielt haben wirst, wenn es so kommt. Natürlich könnten es auch knapp 2.000 € mehr sein, aber stell Dir nur vor, es wären gut 36.000 € weniger! Daher wirst Du aktuell mit ziemlicher Sicherheit in 10 Jahren mit Aktien besser gefahren sein und die geschilderten Alternativen kosten Dich Geld. Nicht real, aber in Form entgangener Gewinne. Wenn es nicht 8.000 € sind, sondern nur 5.000 €, macht das den Unterschied? Alleine die Inflation wird Dich etwas kosten, allerdings in allen Fällen, weshalb sie nicht weiter betrachtet wurde.
Vorschläge zur konkreten Nutzung findest Du hier:
Die Opportunitätskosten werden unterschätzt!