Den vorherigen ersten Teil findest Du unter Welche Anlagestrategien helfen bei der Direktanlage? (1/3)
Normale oder modifizierte Sparpläne
Als nächstes soll eine Strategie der Investition betrachtet werden. Eine Möglichkeit wäre, jeden Monat oder mit jedem anderen Rhythmus eine gewisse Anzahl von Aktien oder Fondsanteilen zu kaufen. Die hätte zur Folge, dass mit steigenden Kursen mehr Geld investiert würde und mit fallenden weniger, was sicherlich nicht intuitiv wäre. Außerdem wäre die Belastung des monatlichen Budgets nicht konstant und hätte eventuell zur Folge, dass die Lebenshaltung angepasst werden müsste.
Daher ist es wesentlich sinnvoller, jeden Monat einen gewissen Geldbetrag zu investieren und auf diesem Wege gleichzeitig die durchschnittlichen Kaufkurse zu optimieren (cost average). Denn nun werden bei tieferen Kursen mehr Anteile gekauft als bei höheren, was auf die Gesamtsumme der Anteile einen niedrigeren durchschnittlichen Kaufkurs zur Folge hat. Bezüglich der reinen Investition mit regelmäßigen Sparbeiträgen ist dies daher sicherlich die Methode der Wahl.
Geht es jedoch darum, Vermögen aus verschiedenen Anlageklassen umzuschichten, sei es auch nur von Liquidität in Aktien oder das Volumen der Sparplans oder kann beziehungsweise muss aus anderen Gründen flexibel angepasst werden, so könnte über modifizierende Strategien nachgedacht werden. Beispielsweise könnte bei unterschreiten bestimmter Kursschwellen, ob fester Werte oder variabler Kursrückgänge um einen bestimmten Prozentwert, der monatliche Sparbetrag verdoppelt oder mit einem anderen Faktor erhöht werden. Dies hat wiederum sinkende Durchschnittskurse zur Folge, führt jedoch zu einer entsprechenden Belastung der Liquidität. Bei steigenden Kursen ist in Folge zu festzulegen, ob der Sparbeitrag gleichbleiben, wieder gesenkt oder generell gesenkt werden soll. Letzteres ist aufgrund der Erwartung steigernder Kurse jedoch kaum empfehlenswert.
Als Fazit muss an dieser Stelle betont werden, dass eine Einmalanlage über die gesamte Laufzeit aufgrund der höheren durchschnittlichen Investition den höheren Ertrag bieten wird. Für den Fall, dass die Investition eben nur monatlich oder anders regelmäßig erfolgen kann, führt jedoch kein Weg an einem Sparplan vorbei. Auch hier sind Timingfragen ausgeschlossen, weil einfach stur zu einem gewissen Zeitpunkt, beispielsweise jedem 1. oder 15. eines Monats, investiert wird, unabhängig davon, ob die Kurse kurz vorher oder schon länger gefallen oder gestiegen sind.
Wen die Kurse steigen, gut, wenn die Kurse fallen, auch gut, weil eben zu besseren Kursen nachgekauft wird. Im Ergebnis wird die Werteinwicklung eines Depots mit monatlichem Sparplan eben teilweise stagnieren, wenn die Kurse fallen und die Sparraten eben ungefähr den Kursrückgang ausgleichen. Oder die Wertentwicklung steigt leicht bei stagnierenden Kursen getrieben durch die Sparraten und stark bei steigenden Kursen an, was besonders über längere Zeiträume gut zu erkennen ist. Gedanklich will oder braucht der künftige Käufer fallende Kurse, der künftige Verkäufer steigende, darüber wird oft nicht genug nachgedacht!
Reduzierung von Verlust
Aufgrund der aktuellen Marktsituation reift die Entscheidung, in Aktien zu investieren. Ob dies nun erstmalig oder nicht erfolgt, auf jeden Fall soll es diesmal sehr bewusst geschehen. Außerdem geht es darum, die Unsicherheit der Kursentwicklung einzuschätzen und eine Risikobewertung vorzunehmen. Denn Du hast die Bereitschaft, auch Verluste hinzunehmen, zumal dies aktuell in jeder Anlageklasse vorkommen kann. Aber jeder und damit auch Du sollte vorher seine eigene Schwelle definieren, bis zu der Verluste akzeptabel sind beziehungsweise ab der Verluste gestoppt werden sollen.
Die Strategie soll daher daraus bestehen, das Risiko eines Kursrückgangs und damit einer Wertminderung der Anlage einzugehen, um die Chance auf eine Kurssteigerung und damit eine ansehnliche Rendite zu erhalten. An dieser Stelle geht es nicht um das Timing des Kaufs, weil niemand wirklich beurteilen kann, ob gerade ein guter oder schlechter Zeitpunkt dafür ist. Wirklich angemessen kann dies nur rückblickend erfolgen. Daher geht es bei dieser Strategie um den Verkauf der Position im Falle eines Kursrückgangs. Es soll verhindert werden, dass dieser Verkauf zu einer Timingfrage in der Hinsicht wird, dass Du Dir ständig überlegen musst, ob Du jetzt verkaufst oder nicht ohne die wirklich wichtige Frage zu beantworten, was die Konsequenzen wären.
Konkret geht es darum, dass Du explizit eine Verlustgrenze festlegst, die für Dich akzeptabel ist. Wenn der Wert der Anlage nun unter diese Schwelle fällt, verkaufst Du Deine Position, unabhängig davon, ob es sich Deiner Meinung nach noch erholen wird, oder nicht. Denn mit einer Erholung wäre zwar alles wieder in Ordnung, bei einem weiteren Kursrückgang jedoch würdest Du mehr Geld verlieren, als Du vorher festgelegt hast. Dann bräuchtest Du auch diese Strategie nicht, Du würdest einfach Deine komplette Anlage ins Risiko setzen. Bei sehr langfristigen Anlagen in Indexfonds kann dies auch durchaus ratsam sein, weil diese sich früher oder später erholen, bei einer Investition in Einzelaktien, Hebelprodukte oder sonstige Derivate aber schon weniger.
Im Beispiel einer Anlage von 10.000 € in Aktien könnte das Ziel sein, in 10 Jahren kein Geld verloren zu haben. Die Verlustgrenze, ab der die Aktien verkauft und in Festgeld angelegt werden müssen, beträgt damit 9.053 € oder 9,471% Kursrückgang. Dies gilt jedoch nur, wenn dieser Betrag im Anschluss direkt für 10 Jahre zu einem Zins von 1% angelegt wird. Dies wird jedoch nur selten der Fall sein, weil die Aktien dann bereits am ersten Tag so dramatisch fallen müssten und die Anlage direkt umgeschichtet wird. Insofern bietet es sich an mit einem Puffer zu arbeiten, der einerseits kürzere Laufzeiten beim Festgeld ausgleicht und andererseits die Schwelle erhöht.
Mit einem Sicherheitspuffer von 5% sollten die Aktien bereits bei einer Grenze von 9.506 € verkauft werden. Ein Puffer ist eben ratsam, weil sich die Grenze jeden Tag ein wenig erhöht und eigentlich neu berechnet werden müsste. Einfacher ist daher mit einem Puffer zu arbeiten und die Grenze in regelmäßigen Abständen, z. B. jährlich, zu überprüfen.
Ebenso ist es natürlich möglich, weniger als den vollen Betrag zu akzeptieren, zum Beispiel nur einen Kapitalerhalt von 90% oder 80%. Dies hat den Vorteil, nicht bereits von einem Kursrückgang von 9,471% ausgestoppt zu werden, sondern erst bei 18,524% oder sogar 27,577%, jeweils ohne Puffer. Andererseits gingen damit eben auch Verluste von 10% oder 20% des Kapitals einher, äquivalent zu 1.000 € oder 2.000 €. Meine Empfehlung an dieser Stelle, wenn Du nicht bereit bist 10% oder 20% zu verlieren, dann solltest Du nicht in Aktien investieren. Aber dann vergibst Du Dir, gerade in der heutigen Zeit, auch jede Chance auf eine reale und akzeptable Rendite, von der Du in Lebzeiten noch profitierst.
Risikofreie Anlage mit Chance
Eine ähnliche Strategie könnte direkt dafür verwendet werden sicherzustellen, dass ein Verlust überhaupt nicht eintreten kann. Dafür müsste ein Teil des Geldes so investiert werden, dass er am Ende der betrachteten Anlagedauer exakt den ursprünglichen Betrag ergibt. Der Rest könnte beliebig investiert werden in der Hoffnung auf hohe Renditen, so dass insgesamt eine vernünftige Rendite ohne Risiko herauskommt.
Im vorherigen Beispiel könnten auf diesem Wege einfach 9.053 € in ein Festgeld zu 1% Zins über 10 Jahre angelegt werden, so dass am Ende 10.000 € zurückgezahlt würden. Selbst wenn die Bank bankrottginge, so würde wenigstens die Einlagensicherung dafür gerade stehen. Dies wäre also vermutlich risikofrei, in dieser Größenordnung ist es zum Glück noch möglich. Die restlichen 947 € könnten im Anschluss beliebig investiert werden in der Hoffnung auf eine gute Rendite.
Nehmen wir nun an, die Aktien verdoppeln sich im Wert, so dass sich ohne Abzug von Kauf- und Verkaufsspesen ein Betrag von 1.894 € ergibt. Zusammen mit dem Festgeld wird ein Betrag von 11.894 € erzielt, was einer Wertsteigerung von 18,940% und damit einer Rendite über 10 Jahre von 1,750% entspricht. Würden sich die Aktien vervierfachen auf einen Wert von 3.788 € ergäbe sich eine Rendite von 3.264%. Sind die Aktien dagegen in 10 Jahren oder schon früher nichts mehr wert, bleibt es beim Festgeldbetrag und die Rendite ist exakt 0%.
Bei einer Vervierfachung wäre die Rendite mit 3,264% wenigstens einigermaßen akzeptabel, zumal kein Risiko bestand Geld zu verlieren. Von einer anderen Seite betrachtet wäre eine reine Anlage in Aktien jedoch von einem Anlagewert in Höhe von 10.000 € auf einen von 40.000 € gestiegen, was einer jährlichen Rendite von 14,870% entsprechend würde, sicherlich mit dem Risiko eines möglichen Totalverlustes. Die durchschnittliche Rendite von 8% in deutsche Aktien deutet jedoch eher auf eine gute Verdopplung hin, während durchschnittliche 6% nicht für eine Verdopplung ausreichen.
Insofern, warum sich bei diesen Zinssätzen die Mühe für eine solche Strategie machen, wenn die Erwartungswerte irgendwo zwischen 10.000 € und 12.000 € für eine Anlage in Höhe von 10.000 € liegen. Die Rendite zwischen 0% und knapp 2% mit entsprechendem Risiko lohnt nicht wirklich den Aufwand gegenüber sicheren 1%. Und dies ist auch der Grund, weshalb Du allen Produkten mit Garantie aktuell sehr skeptisch gegenüberstehen solltest, weil es bei diesem Zinsniveau schlicht nicht möglich ist, noch irgendwo Rendite herzuzaubern.
Den nächsten und letzten Teil findest Du unter Welche Anlagestrategien helfen bei der Direktanlage? (3/3)