David Swensen ist Investmentdirektor der Universität Yale und hat deren Vermögen in 20 Jahren mit einer 2-stelligen Rendite pro Jahr um über 15 Milliarden gesteigert. Dafür ist er bekannt geworden und sein Besteller Proaktive Portfolio Strategien: Innovative und erfolgreiche Wege im institutionellen Investment erklärt seinen Ansatz. Daran anlehnend hat er eine Version für Privatanleger geschrieben, welche ich mir hauptsächlich für mehr Informationen zu seiner Empfehlung für die Vermögensaufteilung gekauft habe. (Ich habe übrigens die englische Ausgabe gelesen, Unconventional Success: A Fundamental Approach to Personal Investment.)
Um es gleich vorweg zu nehmen, er gibt eine Empfehlung für einen amerikanischen Privatanleger ab, aber die Umsetzung in die Praxis ist für einen deutschen Anleger der als Währung den € hat nicht so einfach. Dennoch ist dieses Buch aus meiner Sicht eine Pflichtlektüre für jeden Anleger, weil es darüber hinaus noch so unglaublich viel zu bieten hat. Mit vielen Daten legt ein Ökonomie-Professor dar, woher Erträge aus Investments stammen und wie sich ein Privatanleger verhalten sollte, wenn er Erfolg haben will. Ebenso geht er darauf ein, was ein Anleger vermeiden sollte und warum die Fondsindustrie scheitert.
Der erste und grundlegende Teil widmet sich der Vermögensverteilung und ist aufgrund der Unterlegung mit Studium extrem wertvoll. Erklärt werden nicht nur die grundsätzlichen Anlageklassen für Vermögen, sondern ebenso der Portfolio-Aufbau mittels dieser Klassen und übrig bleibende Anlageklassen. Die betrachteten Zeiträume enden aufgrund des Erscheinungsdatums des Buches leider bereits im Jahr 2003, beinhalten aber dennoch aufgrund des DotCom-Crashs genügend Volatilität, um Schlüsse für die Zukunft zu ziehen.
Es wäre ein leichtes, einfach darüber hinweg zu blättern, weil vermeintlich die Anlageklassen bekannt sind. Das wäre jedoch ein großer Fehler. Denn beispielsweise die Auseinandersetzung mit Risiko, Inflation, unterschiedlichen Interessen und den Eigenschaften des Marktes bieten einen fundierten Mehrwert, den Du nicht unterschätzen solltest. Wenn das Kapitel über die Vermögensaufteilung mit den Unterkapiteln über die Wissenschaft der Portfolio-Konstruktion und die Kunst der Personalisierung beginnt kann Du erkennen, wie grundsätzlich sich mit allen Themen auf den über 300 Seiten auseinandergesetzt wird. Selbst die verbleibenden Anlageklassen bieten durchaus Überraschungen, wenn beispielsweise direkt mit inländischen Unternehmensanleihen begonnen wird.
Der Teil über Timing ist zwar relativ kurz, aber die Herleitung von erfolgreichen Timing-Strategien mittels dem Ausgleich beziehungsweise der Wiederherstellung der ursprünglichen Vermögensaufteilung ist meines Erachtens ebenfalls eine Pflichtlektüre. Vorher wird trotzdem wissenschaftlich erläutert, warum alleine schon die Nichtexistenz unzähliger Daytrader dafür spricht, dass Timing nicht funktioniert. Umso wertvoller können fundierte Auseinandersetzungen mit diesem Thema für den Leser sein, der sich die Zeit nimmt, sich damit auseinanderzusetzen.
Die meisten erfahrenen Anleger werden die Moderne Portfolio-Theorie nach Harry M. Markowitz kennen, dennoch wird nicht jeder sicher sein, ob er sie richtig umgesetzt hat. Gerade deshalb ist Teil des Buches über die Auswahl der Anlagen mit vielen wichtigen Erläuterungen. Hervorzuheben ist beispielsweise die Analyse, wie viele verschiedene Titel für eine gute Diversifikation notwendig sind. Die gute Nachricht dabei ist, dass bereits 20 bis 50 verschiedene Wertpapiere für den Markt ausreichen können und keinesfalls 1.000 benötigt werden.
Genau aus diesem Grund widmet er sich zu großen Stücken dem Versagen des aktiven Managements von offenen Fonds. Vielleicht hätte dies auch kürzer dargestellt werden können, aber es ist sehr lehrreich, einfach einmal übersichtlich die ganze Palette von Gebühren oder Tricks vorgestellt und analysiert zu bekommen. Es geht um weit mehr als nur eine faire Gestaltung erfolgsabhängiger Vergütung, nämlich beispielsweise theoretische Skaleneffekte oder Unterschiede bei Vereinbarungen zwischen professionellen Anlegern, unter anderem im Zusammenspiel von Versicherungen oder sonstigen Produkten.
Als Fazit kann ich mich nur sagen, dass dieses Buch eine Pflichtlektüre für jeden eigenständigen Investor sein sollte. Selbst für diejenigen, die von sich glauben, alle Produkte zu kennen. Die Herangehensweise und die Nutzung von Daten zur Beurteilung bilden eine hervorragende Basis, Investments zu prüfen sowie die eigene Rendite zu messen und mit einen Vergleichsportfolie vergleichen zu können. Erst dann kannst Du als Investor beurteilen, wie gut Du wirklich bist und eventuell noch wichtiger, in welchem Bereich Du Dich noch verbessern könntest.