Die Bestimmung der Vermögensrendite ist nur mit ein wenig Aufwand möglich, aber leider auch nur näherungsweise genau. Vielleicht ist dies die Ursache dafür, dass es nur wenige Leute auf sich nehmen, es überhaupt zu versuchen. Obwohl diese Kennzahl darüber entscheidet, welchen Wohlstand Du erreichst. Wenigstens gibt es schon ein paar Leute mehr, die wenigstens eine Vermögensbilanz erstellen und damit nachverfolgen können wie sich das Vermögen insgesamt entwickelt. Aber in vielen Fällen ist dies nicht ausreichend und führt in die Irre.
Denn darin ist jedoch eine Ungenauigkeit enthalten, die unbedingt genau analysiert werden sollte. Sie versteckt sich hinter der Vermischung des Sparanteils mit der Vermögensrendite, die zusammen die Vermögensentwicklung darstellen. Der Unterschied wird deutlich, wenn die Extremfälle untersucht werden. Gegeben ist beispielsweise eine positive Vermögensentwicklung von +10%, welche auf der einen Seite durch eine reine Sparleistung und auf der anderen Seite durch eine reine Vermögensrendite erzielt werden soll. Das Vermögen steigt also in beiden Fällen um 10%, einmal einzig durch die Sparleistung um im anderen Fall komplett ohne.
Schon alleine bei der Frage, was Dir lieber wäre, wird der Unterschied deutlich, weil Du einmal nichts und ein anderes Mal viel sparen musst. Außerdem müsste die Sparrate jedes Jahr gesteigert werden, um den Sparanteil konstant bei 10% zu halten. Dies klappt vielleicht bei einem Anteil von 1% oder 2% noch einigermaßen lange, bei 10% ist es jedoch schlicht nicht durchzuhalten. Die Auswirkungen hinter dieser Ungenauigkeit sind daher langfristig von großer Bedeutung hinsichtlich der weiteren Vermögensentwicklung.
Bei großen Vermögen ist es relativ leicht zu sehen, wenn die Vermögensrendite zu gering ist, weil dann die Vermögensentwicklung nicht mehr durch den Sparanteil getrieben werden kann. Bei einem Vermögen in Höhe von 1 Mio. € beispielsweise würde selbst eine Sparrate von 10.000 € im Jahr nur zu einem Sparanteil in Höhe von 1% führen. Bei einer Vermögensrendite von 6% wäre diese Veränderung auf die Vermögensentwicklung durchaus zu vernachlässigen.
Anders sieht es aus, wenn ein hoher Sparanteil auf ein deutlich geringeres Vermögen trifft. Besteht das Vermögen zum Beispiel aus 25.000 €, die komplett in Aktien angelegt sind, und werden gleichzeitig 5.000 € im Jahr gespart, so beträgt der Sparanteil 20%. Bei einer durchschnittlichen Entwicklung des Vermögens mit einer Rendite von 6% entwickelt sich das Vermögen nach 5 Jahren auf gut 61.600 €, bei einer Rendite von 0% auf nur 50.000 € weiter. Nach 10 Jahren wären die Beträge mit gut 110.600 € und 75.000 € schon deutlich weiter auseinander. Bei geringen Vermögen hat die Sparrate also durchaus Einfluss, also am Anfang der Vermögensbildung.
Der Weg der Bestimmung führt nur über den Sparanteil
Die Problematik besteht nun darin, dass die Unterschiede gar nicht so groß sind, wenn der schwankende Verlauf von Aktieninvestments mit in die Überlegungen einbezogen wird. Es kann durchaus sein, dass diese innerhalb eines Jahres um 20% schwanken, weshalb der Unterschied zwischen beiden Varianten verschwindet. Im ersten Fall könnte die komplette Differenz von 18,8% vollständig überdeckt und im zweiten in Höhe von 32,2% deutlich reduziert werden. Ist der Unterschied nicht 6% sondern nur 4% so wird vielleicht sogar nach 10 Jahren noch keine Aussage möglich sein. Also muss die Sparrate oder die Vermögensrendite möglichst exakt bestimmt werden, aber was ist leichter?
10 Jahre ist jedoch kein Zeitraum, den Du an einer schlechten Strategie festhalten solltest. Fehlende Rendite über einen solch langen Zeitraum schlägt sich in hohen Opportunitätskosten nieder. Insofern führt kein Weg daran vorbei, die Vermögensrendite möglichst früh und exakt zu bestimmen. Sofern ein Aktieninvestment wirklich indexnah erfolgt, beispielsweise über Indexfonds, reicht die Bestimmung der Rendite der Indizes in der gewichteten Zusammenstellung als Annäherung. Du kannst sogar darauf verzichten, falls Du Standard-Indizes verwendest, weil ansonsten nur der Wechsel in eine andere Anlageklasse möglich ist.
Bei der Investition in Aktien mittels eigener Auswahl, womöglich sogar in verschiedenen Währungsräumen, so ist eine Ermittlung der Vermögensrendite zwingend. Denn diese ist eben nicht nur die Rendite der Anlageklasse, sondern insbesondere die Deiner Auswahlstrategie. Diese kann gut oder schlecht sein, in anderen Worten über- oder unterdurchschnittlich im Vergleich zum Index. Auf Dauer wäre Ersteres unwahrscheinlich, umso größer sollte Deine Skepsis sein. Denn viele versuchen den Markt zu schlagen, aber auf Dauer erfolgreich sind nur wenige.
Selbst wenn Du seit einigen Jahren mit einer Timing- oder Auswahlstrategie mit einem guten Gefühl unterwegs sein solltest, so sind genau die 4 vorher genannten Fälle zu unterscheiden, indem Du Deine Vermögens- oder Anlagerendite bestimmst. Warst Du nicht erfolgreich, egal ob Pech oder schlechte Strategie, lohnt sich ein Wechsel. Warst Du erfolgreich ist die Wahrscheinlichkeit schlicht hoch, dass es Glück war. In diesem Fall wirst Du die Performance nicht auf Dauer halten können. War dagegen Deine Strategie überlegen, wird sich das auf Dauer zeigen und Du solltest diese breiter Nutzen.
Einige täuschen andere, viele sogar sich selbst
Der auf Glück basierende Fall kommt in der Praxis recht häufig vor. Zum einen, weil ziemlich viele Leute versuchen solche Strategien in der Praxis umzusetzen und zum anderen, weil die Chance kurzfristig hoch ist, eine Rendite nahe am Index oder darüber zu erzielen. Dies ist beispielsweise in Trendphasen recht häufig der Fall, wenn eben diese Trends genutzt werden. Dies ergibt sich, weil die Wahrscheinlichkeit für über oder unter der Index-Rendite gleich ist und der mittlere, indexnahe Bereich dazukommt. Sind alle 3 Bereiche gleich groß, so sind es im ersten Jahr 67%.
Dies sinkt jedoch mit jedem weiteren Jahr. Allerdings fällt es eben nicht so auf, wenn die Sparrate nur hoch genug ist, die Volatilität der Aktienmärkte erledigt dann den Rest, erst recht bei Einzelaktien. Dann kommt die Stunde der Wahrheit erst nach ein paar Jahren. Ab einem Vermögen von 100.000 € wäre der durchschnittliche Vermögenszuwachs schon so hoch, dass eine Sparrate von 5.000 € im Jahr schon geringer wäre. Wer mehr spart, eben ein wenig später. Bis dahin ist es vielleicht noch möglich sich selbst etwas vorzumachen, ab diesem Zeitpunkt wird es schwer. Wo stehst Du mit Deinem Vermögen und wie sicher bist Du Dir bei Deinem Ergebnis?
Als Fazit lässt sich ziehen, dass eine hohe Sparrate durchaus geeignet ist, eine schlechte Strategie zu überdecken. Du solltest dies unter allen Umständen versuchen zu vermeiden, weil Du Zeit und Geld verlierst. Außerdem, selbst nach dem Dir bewusst ist, hast Du immer noch keine funktionierende Strategie, geschweige denn, dass Du eine einsetzt. Daher nutze die Zeit ohne großes Vermögen, die Strategie zu verfeinern und die gewünschte Vermögensrendite zu erreichen, ab einem gewissen Punkt läuft es dann von alleine. So oder so.
Dieser Punkt ist wirklich zentral, wenn Du es zu Vermögen bringen möchtest. Daher gibt es viele Artikel, welche diesen Punkt vertiefen und die sich lohnen, gelesen zu werden:
Entwicklung des Sparanteils bei Vermögensentwicklung
Die Auswirkung der Sparrate wird überschätzt
Vermögenswachstum nach Sparanteilen und Erträgen
Entwicklung des Sparanteils bei Vermögensentwicklung
Vermögensentwicklung nach Rendite