Um die Rendite des Vermögens zu berechnen sind 4 Dinge notwendig. Zum ersten müssen die Vermögenswerte zu Beginn und zum Ende des Zeitraums bestimmt werden, beispielsweise jeweils zum 31.12. von aufeinanderfolgenden Jahren. Dafür müssen jedoch zum zweiten die Vermögenswerte bestimmt werden, was bei börsennotierten Aktien oder Fonds noch recht leicht, ansonsten aber auch schwerer sein kann, beispielsweise bei Autos, Immobilien oder Unternehmensanteilen.
Drittens müssen Ein- und Auszahlungen herausgerechnet werden, weil sie die Rendite des Vermögens beeinflussen. Dafür wiederum muss klar sein, was Ein- und Auszahlungen sind und wie diese bestmöglich berechnet oder wenigstens abgeschätzt werden können. Viertens und letztens müssen diese Werte anschließen eventuell noch in irgendeiner Form geglättet werden, weil ansonsten die Aussagekraft gering ist, wenn volatile Vermögenspositionen enthalten sind. Denn 18%, -12%, 23% und -6% in aufeinanderfolgenden Jahren lässt keine leichte Prognose für das kommende Jahr zu.
Vermögensbilanz und Vermögenswerte sind leicht zu erfassen
Unter der Annahme, dass es Dir wirklich um den Aufbau von Vermögen geht, kommst Du um eine Vermögensbilanz nicht herum. In wie fern dies ebenfalls noch zielführend ist hängt im Wesentlichen von Deinen Ansprüchen an Genauigkeit ab. Dir sollte bewusst sein, dass die Rendite aus den sich ergebenden Zahlen berechnet wird und damit auch nur in diesem Maße genau sein kann. Die Vollständigkeit spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle, sofern die Vergleichbarkeit über den Zeitraum gegeben ist, beeinflusst jedoch dennoch das Ergebnis.
Die Aufstellung der Vermögensbilanz ist eine Frage des Fleißes und der Anzahl der Vermögenswerte, die Du in Deiner Bilanz erfassen möchtest. Diese Anzahl hängt sowohl von der Höhe Deines Vermögens und der Diversifizierung ab, aber auch von der Präzision, mit der Du Dich dafür interessierst. Für diejenigen mit einer Immobilie und einem Kredit ist es offensichtlich leichter als für jemanden mit einem Vermögen in Höhe mehrerer Millionen € über verschiedene Anlageklassen.
Schon bei einem Wertpapierdepot gibt es jedoch durchaus Gestaltungsspielraum, der genutzt werden kann. Verfügst Du über ein Depot, so kann entweder jeder Wert einzeln oder nur das Depot als Ganzes erfasst werden, gegebenenfalls ist diese Unterscheidung auch für Unterdepots anzuwenden. Welche Variante für Dich die Richtige ist, hängt hauptsächlich von Deinem Informationsanspruch ab, weil der Gesamtwert in allen Fällen identisch sein sollte.
Verfügst Du nur über einen oder wenige Fonds, die in nur eine Anlageklasse mit vergleichbaren Anlagezielen investieren, so können diese durchaus in Summe betrachtet werden. Sind es aktiv geführte Fonds so kann die Eingabe des Wertes in regelmäßigen Abständen jedoch nützlich sein, ein besseres Bild der Wertentwicklung nach Kosten zu erhalten, bei passiven Fonds reicht die Betrachtung des Indexes dafür aus. Für Investitionen in Anleihen und Aktien, ob direkt oder mittels Fonds, sind dagegen Unterdepots für die jeweilige Anlageklasse oder die Einzelbetrachtung empfehlenswert, weil die Wertentwicklung zusammengenommen keine Aussagekraft mehr hat.
Mir hat die getrennte Betrachtung von Indexfonds und meinen Investitionen in einzelne Aktien geholfen, mein Anlageverhalten kritisch zu hinterfragen und zum Wohle der Gesamtperformance anzupassen. Bis zum Jahre 2000 waren meine Einzelinvestments in Technologie- und Finanz-Werte erfolgreich und haben beispielsweise den DAX oder den S&P 500 locker abgehängt. In den folgenden Jahren war dies nicht mehr gegeben und mein schlechteres Abschneiden über einen längeren Zeitraum hat mich dazu bewogen, fast nur noch passiv zu investieren.
Für welchen Weg Du Dich auch immer entscheidest, am Ende ist es die Information, die Du daraus gewinnst, welche Dich weiterbringt. Ob es der Depotwert bis auf €-Cent Genauigkeit sein muss oder auf 10 oder sogar 1.000 € gerundet, hängt vom Gesamtvermögen ab. Wichtig ist, dass auch Sachpositionen wie Autos oder Immobilien erfasst werden und sich deren Wertverlust ebenfalls niederschlägt, weil ansonsten die Rendite zu hoch ausfällt. Diese zu überschätzen kann anschließend dazu führen, bei der langfristigen Entwicklung deutlich daneben zu liegen.
Insgesamt ist eher ein unterschätzen sinnvoll, weshalb ich empfehle, sämtliche Werte konservativ und nicht optimistisch anzugeben. Wie Du es letztlich umsetzen willst liegt nur in Deiner Hand, wichtig und Pflicht ist jedoch, dies über den ganzen Zeitraum einheitlich vorzunehmen. Zu Beginn konservativ und am Ende optimistisch führt vielleicht zu einer ansehnlichen Rendite, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt und umgekehrt. In beiden Fälle wird die Aussage jedoch zunichte gemacht, um die es uns hier geht.
Die Ein- und Auszahlungen sprengen die Grenze des sinnvoll Möglichen
Vergleichen wir das Vermögen mit einem Depot, dann ist diese Abgrenzung einfach vorzunehmen, weil entweder Geld auf das Verrechnungskonto des Depots ein- oder ausgezahlt wird. Je häufiger diese Zahlungen sind, desto mühsamer ist die exakte Bestimmung der Rendite oder Performance des Depots, weil diese eben im ersten Schritt für jeden Zeitraum bestimmt und im zweiten Schritt noch kombiniert werden muss. Aber dennoch steht einer Berechnung eigentlich nichts im Wege.
Die Schwierigkeit beginnt nun damit, dass Dein Vermögen keinen solchen Filter mit einem Verrechnungskonto hat, auf das Geld explizit eingezahlt oder von dem es ausgezahlt wird. Jeder Kauf, ob es Lebensmittel, Kleidung oder ein Autos ist, verändert das Vermögen und müsste eigentlich berücksichtigt werden. In allen 3 Beispielen würdest Du Geld bezahlen und bekämst als Gegenwert etwas. Die Lebensmittel wären jedoch schon bald nichts mehr wert, die Kleidung hat nur geringen Wiederverkaufswert und lediglich das Auto könntest Du mit seinem Wert wieder in Dein Vermögen aufnehmen, allerdings verliert es im Anschluss jeden Tag ein wenig an Wert. Wie wichtig die jeweiligen Ausgaben sind hängt von der Höhe des Vermögens ab, je größer dieses ist, umso ungenauer kannst Du daher sein.
Solltest Du noch arbeiten, so ist Dein Nettoeinkommen auf jeden Fall eine Steigerung des Vermögens. Die Differenz zwischen dem Einkommen und den Ausgaben ist mit der Sparrate gleichzusetzen, beziehungsweise der Entnahme oder dem Verzehr bei negativen Ergebnissen. Werthaltige Güter, die im Zeitraum angeschafft wurden sind natürlich mit ihren Vermögenswerten wiederum diesem Ergebnis hinzuzufügen. Dieser Wert ist vom Vermögensertrag abzuziehen und verändert aus diesem Grund die Rendite.
Hier spielt die Betrachtung eines Depots insgesamt wiederum seine Vorteile gegenüber den Einzelwerten aus, wenn es zu einer Dividendenausschüttung kommt. In diesem Fall würde die Rendite der Einzelposition nämlich zu niedrig ausgewiesen, während der Wertzuwachs auf einem Verrechnungskonto komplett ein falsches Bild abgeben würde. Die gleiche Situation träfe bei Ausschüttungen von Anleihen zu. Bei geschlossenen Fonds, in der Regel Minderheitsanteile an Gesellschaften, wird die Wert- und Renditebestimmung durch Aus- und Einzahlungen noch komplizierter und aufwändiger.
Am Ende wirst Du ein gutes Gefühl dafür haben, ob Du etwas zurücklegen kannst und wenn, wie viel Du ungefähr sparst, pro Monat oder pro Jahr. Für die Berechnung der Rendite kommt es nicht so sehr darauf an, ob dies monatlich oder nur einmal jährlich erfolgt oder ob es am 1., 15. oder 20. Eines Monats geschieht. Viel wichtiger ist, wie hoch die Sparbeiträge im Verhältnis zur Höhe des Vermögens ausfallen, weil dies den Einfluss auf die Rendite bestimmt. Die gute Nachricht ist, je größer das Vermögen wird, umso geringer wird der Einfluss der Sparrate.
Nach der Prognose wird gesucht
Gerade am Anfang des Vermögensaufbaus kann es vorkommen, dass die Sparrate einen wesentlichen Beitrag zur Steigerung des Vermögens darstellt. Bei einem Vermögen in der Höhe von 30.000 € und einer Sparrate von monatlich 300 € würde sich das Vermögen pro Jahr alleine dadurch um 3.600 € oder 12,0% erhöhen, selbst wenn die Rendite auf das Vermögen 0% wäre. Es ist an dieser Stelle zu beachten, dass schon ein Jahr später der Zuwachs nur noch 10,7% betragen würde.
Sind die 30.000 € nun in Aktien angelegt, so kann das Ergebnis selbst bei einem Indexfonds durchaus in einem Jahr -10% und im folgenden +22% lauten, oder umgekehrt. Im Durchschnitt wären es ungefähr 6%, wie von Aktien realistischer Weise zu erwarten ist. Inklusive der Sparraten käme nun jedoch ein Ergebnis von zuerst 2,0% und anschließen 33,8% heraus, wobei keine der beiden Zahlen bei einer Sparrate im Bereich von gut 10% aussagekräftig ist.
Aus diesem Grund sollten die Zahlen geglättet werden, unabhängig davon, ob sie um die Sparraten bereinigt wurden oder nicht. Im Beispiel sind der Einfachheit halber nur Werte von 2 Jahren angegeben, ansonsten empfehle ich jedoch einen Durchschnitt über mindestens 5 Jahre zu bilden, um ein besseres Gefühl für die tatsächliche Entwicklung zu bekommen. Unabhängig davon, ob die Sparraten herausgerechnet sind, lässt sich damit eine gute Prognose über die zukünftige Entwicklung ableiten. Sind die Sparraten nicht herusgerechnet, so wird die Prognose immer zu hoch sein, weil die Anteil der Sparrate am Ergebnis kontinuierlich sinkt.
Nicht nur deshalb ist es gut die aktuelle jährliche Rendite aus der Sparrate zu kennen, weil deren Notwendigkeit immer weiter abnimmt. Dies ist auch gut so und gewollt, weil das Vermögen eben steigt. In jedem Fall wird auch die jährliche Gesamtrendite aus dem Vermögen abnehmen, aber der von der Sparrate unabhängige Teil wird immer erhalten bleiben. Deshalb kommt der diesem eine so hohe Bedeutung zu. Für den Fall von Entsparen, also Vermögensverzehr, ist keine Sparrate vorhanden und es ist damit immer die reine Rendite auf das Vermögen.
Letztlich ist die Bestimmung dann doch einfach
Insofern ist es eine gute Abschätzung, im ersten Schritt lediglich den absoluten Vermögenszuwachs in einem Jahr zu bestimmen und mit diesen die jährliche Rendite des Vermögens. Anschließend kann mit der gesamten Sparleistung oder der Entnahme in diesem Jahr der Anteil der Veränderung bestimmt werden, der sich auf das Vermögen oder den anderen Teil bezieht. Ohne dies exakt zu berechnen kann mit dem Wissen, wie sich die Zahlen in der Zukunft verändern werden, ein gutes Gefühl vermittelt werden.
Dafür kann einfach der Durchschnitt der letzten 5 Jahre verwendet werden, um wiederum die nächsten 5 Jahre zu prognostizieren. Je mehr volatile Vermögenswerte vorhanden sind und je größer der Anteil der Sparrate oder der Entnahme aus dem Vermögen aktuell noch ist, umso größer kann die Abweichung von der Prognose sein. Aber letztlich geht es auch nicht darum bis auf den letzten €-Cent zu bestimmen, wie hoch das Vermögen in 5 oder 10 Jahren sein wird, sondern vielmehr, ob Du mit der aktuellen Aufstellung Deines Vermögens auf dem richtigen Weg bist, oder nicht. Aus meiner Sicht, unverzichtbar.
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