Riester Produkte haben einen unglaublich schlechten Ruf, allerdings sollte durchaus rational betrachtet werden, ob dies aus berechtigtem Grund der Fall ist. Dazu ist es ausreichend, Riester Produkte mit anderen Produkten zu vergleichen, hinsichtlich den Eckpfeilern der Geldanlage. Diese drei sind Sicherheit oder vom gegenteiligen Blickwinkel betrachtet Risiko, Rendite und Verfügbarkeit beziehungsweise Liquidität.
Die Kosten des Produktes werden als größter Nachteil zuerst genannt, allerdings können wir diese außen vor lassen, weil wir nur die Rendite nach Kosten und Steuern betrachten. Es kann also durchaus sein, dass ein Riester Produkt teurer ist, als es sein müsste oder sein sollte, aber dies wäre eben nicht schlimm, wenn es immer noch eine bessere Rendite als jedes anderes Produkt hätte. Der Grund, warum Riester Produkte im Vergleich relativ teuer sind, ist die hohe Sicherheit, die sie bieten. In diesem Punkt schneidet Riester auf alle Fälle gut ab, weil die Beiträge in jedem Produkt garantiert sind und selbstverständlich geht dies zu Lasten der Rendite.
Die Verfügbarkeit ist dagegen weniger optimal, weil der Staat die Freiheiten doch beschränkt hat. Beispielsweise ist es nur möglich sich maximal 30% der angesparten Beträge zum Renteneintritt auszahlen zu lassen, der Rest muss verrentet werden. Außerdem darf der Vertrag nur unter bestimmten Bedingungen gekündigt werden, ohne dass die Förderung zurückgezahlt werden muss. Auch eine Vererbung ist nicht ohne weiteres erlaubt, hier kann nur der Ehepartner mit einem eigenen Riestervertrag das Guthaben vollständig übernehmen.
Wenn es Dich nicht stört, obige Einschränkungen zu akzeptieren, sofern die Rendite dies ausgleicht, kann Riester durchaus das richtige Produkt zur Geldanlage sein. Wie hoch ist aber denn nun die Rendite und warum ist sie nicht für jeden gleich? Dies hängt mit dem Produkt zusammen, weil es einerseits eine individuelle Förderung vorsieht, die von den persönlichen Lebensumständen abhängt, und andererseits vom Einkommen, weil die Vorsorgebeiträge steuerlich abgesetzt werden können.
Bei letzterem ist es relativ einfach zu bestimmen, für wen sich das Produkt lohnt. Für alle, die im Berufsleben einen hohen Steuersatz auf den letzten Teil ihres Einkommens entrichten müssen und in der Rentenphase vermutlich einen geringeren Steuersatz haben werden, wird die Rendite des Produktes durch diesen Sachverhalt gesteigert. Unter der Maßgabe, dass ein gleicher Steuersatz jetzt und im Alter neutral wäre, wäre jeder €, der heute zurückfließen würde ein guter Effekt.
Bei niedrigem Zins steigen die Kosten der Garantie stark an
Eine Einzahlung des Maximalbetrages von ungefähr 2.000 € heute führt bei einem Höchststeuersatz von knapp 45% inklusive Solidaritätsbeitrag zu einer Steuerrückerstattung von 900 €. Allerdings werden von diesem Betrag noch die Zulagen abgezogen, weshalb er durchaus kleiner als erwartet ausfallen kann. Bei einem Steuersatz von 30% im Ruhestand führt dies dazu, dass 600 € heutiger Steuern nur gestundet sind und später anfallen. Die Differenz von 300 € ist jedoch der Vorteil, den der Staat spendiert.
Aus dem Gesichtspunkt der Rendite hat dies zum Ergebnis, dass von einer faktischen Einzahlung von 2.100 € lediglich eine in Höhe von 1.200 € bleibt. Die Rendite wird jedoch einem Produkt entsprechen, in welches 1.500 € eingezahlt wurden, weil der Vorteil von 300 € noch zu addieren ist. Dies ergibt eine Steigerung von circa 25%, eine Rendite von 3,25% wird dadurch zu einer in Höhe von 4,06%. Diejenigen Gutverdiener einer Rentenversicherung dieses Guthabenzinses können die höheren Kosten damit gut verkraften, weil der Steuervorteil dies ausgleichen sollte. Zugegeben gilt diese Rendite jedoch eher für früher abgeschlossene Verträge, nicht für heutige.
Bei der individuellen Förderung kommen zur Förderung von 154 € noch eventuelle Förderungen für Kinder hinzu, welche je nach Geburtsjahr 185 € oder 300 € betragen. Ein verheirateter Alleinverdiener mit 2 Kindern nach 2008 geboren erhält damit Zulagen von 754 €. Er muss 4% Mindesteigenbeitrag leisten und bei einem Einkommen in Höhe von 30.000 € pro Jahr ergibt dies einen Sparbeitrag von 1.200 €, von dem die Zulagen abgezogen werden können. Zu dem verbleibenden Jahressparbeitrag von 446 € kommt noch der Mindesteigenbeitrag für seine Frau von 60 €, so dass das Ehepaar für gut 42 € im Monat einen Sparbeitrag von 1.414 € erhält, also 2,79-mal so viel wie eingezahlt.
Aus einer Rendite von 3,25% werden damit fast 9,08% jährliche Rendite, so dass jeder € gut angelegt ist, selbst wenn schlussendlich nur 7% übrig bleiben sollten. Zumal es Varianten mit Fondsanlagen gibt, die durchaus höher rentieren könnten. Sollten aus welchen Gründen auch immer keine 42 € im Monat zur Verfügung stehen, so ist dies dennoch kein Grund von einem Riester Produkt Abstand zu nehmen. Denn dies reduziert zwar die Förderung, aber nur anteilig, weshalb die Rendite gleichbleibt.
In diesen Fällen gibt es sogar die Möglichkeit, die Rendite trotz geringerer Einzahlung noch weiter zu optimieren. Es könnten beispielsweise beide Kinder auf den Riestervertrag der Ehefrau laufen, welche dann für einen Sparbeitrag von 60 € trotzdem 754 € Zulagen erhält. Der Ehemann erhält für seinen Mindesteigenbeitrag von 60 € jedoch nicht die volle Förderung von 154 € für sich, sondern nur 5,7% oder 8,83 €, aber zusammen ist es ein attraktives Paket. Für 10 € im Monat oder 120 € im Jahr erhält das Ehepaar eine Zulage von 762,83 € pro Jahr, so dass die Rendite um Faktor 6,36 gehebelt wird. Ein Produkt mit einer Rendite von 3,25% erzielt dadurch eine jährliche Rendite von über 20% nach Steuern.
Natürlich, es hat nicht jeder Kinder, schon gar nicht sind alle nach 2008 geboren, aber niemand sollte ungeprüft glauben, dass sich ein Riestervertrag nicht lohnt. Wenn Du noch keinen Riestervertrag hast, dann suche einen Fachmann auf und lasse Dich beraten. Es ist nicht mehr das provisionsstärkste Produkt, aber es sind weit mehr persönliche Situationen vorstellbar, in dem es sich lohnt, als allgemein angenommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Du etwas für Deine Altersvorsorge tun musst, ist noch größer und so viele renditestarke Produkte mit Sicherheit gibt es nicht, wenn Du nicht alles auf Aktien setzen willst.
Übrigens gibt sollte das Produkt trotzdem verständlich sein. Ein Wohnriester verliert dabei klar gegen einen Banksparplan und der aufgrund der Rendite gegen einen Fondssparplan.
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