Diese Frage lässt sich unter verschiedenen Aspekten beurteilen und je nach Aspekt ist es möglich, dass ein anderes Ergebnis herauskommt. Außerdem werden unterschiedliche Personen zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen und es ist noch nicht einmal sicher, dass ein und dieselbe Person mit 20 und mit 40 Jahren zum gleichen Ergebnis kommen würde. Nicht zu quantifizieren ist der Aspekt, dass mehr Bildung oder Wissen mehr Chancen eröffnet, von denen jede Geld wert sein kann, aber eben nicht muss.
Ich bin dennoch der Ansicht, dass sich Bildung immer lohnt, weil sie die Menschen weiter bringt und die Horizonte öffnet. Das gilt jedoch auch für Reisen und die machen in der Regel mehr Spaß als eine Aus- oder Weiterbildung. Letztere ist jedoch auch an einem Abend und nebenher möglich, während dies bei einer Reise nicht geht. Aber bei einem oder beiden Punkten bist Du vielleicht schon anderer Ansicht. Leider ist die Lebenszeit begrenzt und es ist ratsam, die Zeit so gut wie möglich zu nutzen und möglichst viel Spaß im und am Leben zu haben.
Daher möchte ich es hier konkreter fassen und die Investition in Bildung rein nach ihrem wirtschaftlichen Aspekt beurteilen, also nach den finanziellen Auswirkungen einer Weiterbildung. Ich kann für die folgenden Überlegungen nicht in Anspruch nehmen, dass sie pauschal gültig sind, aber ich möchte einen Maßstab vorstellen, mit dem Du abschätzen kannst, wie wahrscheinlich es eine gute Investition für Dich persönlich in Deiner Situation sein könnte.
Preisen Bildungseinrichtungen ihre Angebote zu recht an?
Bildungseinrichtungen betonen in ihren Produktinformationsblättern zu ihren Kursen oder Angeboten stets, dass es sich immer um eine lohnende Investition handelt. Dies erfolgt jedoch selten konkret, sondern meistens mit Statistiken. Üblicherweise in der Form, dass die Absolventen eines Kurses oder einer Ausbildung anschließend durchschnittliche Gehaltssteigerungen in gewisser Höhe erzielen konnten oder eine bessere Gehaltsentwicklung als ihre Kollegen hatten.
Wenn diese Aussage stimmt und tatsächlich so pauschal zutrifft, weshalb sollten wir uns dann hier die Mühe machen, dies zu hinterfragen? Einfach, weil der Volksmund weiß, dass keiner Statistik zu trauen ist, die nicht eigenhändig gefälscht wurde. An dieser Stelle ist der Knackpunkt der Aussage, dass nicht klar ist, was die Ursache der besseren Gehaltsentwicklung der Absolventen ist. Dies kann der Kurs oder die Ausbildung sein, jedoch genauso gut etwas völlig anderes.
Eine andere These könnte beispielsweise sein, dass die Angestellten, welche Sie für einen Kurs oder eine Ausbildung entscheiden, schlicht mehr erreichen wollen und dafür bereits sind mehr Einsatz zu bringen und sich dieser Einsatz langfristig auszahlt. Vielleicht hätte diese Gruppe von Personen auch ohne den Weiterbildung eine ähnliche Entwicklung genommen und mehr verdient als die Vergleichsgruppe.
Dann könnte sogar der Fall eintreten, dass sie sich durch den Einsatz von Zeit und Geld für den Kurs oder die Ausbildung nur finanziell geschädigt hätten, wenn sie Kosten aufwenden mussten oder aufgrund der Zeitanforderungen weniger gearbeitet und auf Gehalt verzichtet haben. Wenn es dann auch noch wenig Spaß gemacht und nur Mühe bereitet hätte wäre es doppelt unglücklich, weil Geld investiert worden wäre ohne eine schöne Zeit zu haben.
Eine rein wirtschaftliche Betrachtung ist im Einzelfall möglich
Die gute Nachricht ist, dass Du es möglich ist, jede Investition in Bildung wirtschaftlich zu betrachten. Du wirst wahrscheinlich Lust auf etwas haben und wenn Du Deine Bilanz vorher und nachher vergleichst ist das Ergebnis sehr einfach abzulesen. Ich werde die zu betrachtenden Kriterien an zwei Beispielen vorrechnen, so dass es Dir sehr leicht fallen wird, dieses auf Deine konkrete Situation anzupassen und die Resultate zu berechnen.
Die Kriterien sind ebenfalls sehr einfach aufzuzählen. Zum einen muss die Differenz der Einnahmen aufgestellt werden, welche sich durch die Aus- oder Weiterbildung ergeben. Diese wird hoffentlich noch positiv sein, ansonsten wäre es sehr schnell als Liebhaberei einzustufen. Doch anschließend sind noch sämtliche Kosten samt eventueller Verdienstausfälle davon abzuziehen. Diese Betrachtung schließt ebenso Opportunitätskosten mit ein, also konkret entgangene Einnahmen oder gesparte Kosten, die in der alternativen Handlung begründet sind. Beispielsweise verzichtet ein Schüler, der mit dem Studium beginnt, nicht auf Gehalt oder Lohn, jedoch würde er diesen mit Beginn einer Ausbildung erhalten.
Als erstes Beispiel nehmen wir eine 30-jährige Person, die über eine kaufmännische Ausbildung verfügt und sich dafür entscheidet, 3 Jahre neben der Arbeit ein berufsbegleitendes Studium zu absolvieren. Sie hat vor, bis zum 67. Geburtstag zu arbeiten, also noch 37 Jahre. Das aktuelle Netto-Einkommen beträgt 18.000 €, nach Abschluss des Studiums kann sie beim Arbeitgeber eine Gehaltserhöhung um netto 250 € erzielen, hat jedoch neben der eingesetzten Zeit noch 3.000 € investiert. Sie hat also nach einem Jahr bereits die Kosten für das Studium durch das höhere Einkommen verdient und profitiert weitere 33 Jahre vom erhöhten Netto-Einkommen, so dass der Gesamtvorteil 99.000 € beträgt. Damit hat sich der Einsatz von Zeit und Geld in das Studium wirklich gelohnt und es wird deutlich, dass Bildung wirklich nichts anderes ist als eine Investition in einen selbst und faktisch der Schlüssel zu allem, auch Reichtum.
Wann das Studium eine wirtschaftlich sinnvolle Entscheidung ist
Welche Auswirkungen ein Studium nach der Ausbildung hat, lässt sich ebenfalls aus der Bilanz ablesen. Ein weiteres Beispiel ist daher ein Abiturient, welcher nach der Ausbildung 21 Jahre alt ist. Er wird mit 15.000 € Netto-Einkommen übernommen und plant bis zum 67. Geburtstag zu arbeiten. Der Einfachheit halber erhält er die erste Gehaltserhöhung nach der Ausbildung ohne Studium genau nach 3 Jahren und eine weitere nach weiteren 2 Jahren, jeweils um 2.500 € netto. Während des 5 jährigen Studiums verdient er nichts, während er ansonsten 80.000 € Netto-Einkommen erzielt hätte, aber dafür steigt er nach dem Studium mit einem Netto-Einkommen von 22.500 € ein. In der Bilanz ergibt sich dadurch ein höherer Wert der Arbeitskraft von 41 Jahre mit jeweils 2.500 € Vorteil von insgesamt 102.500 €, von dem jedoch das entgangene Netto-Einkommen abzuziehen ist, so dass nur ein Vorteil von 22.500 € bleiben. Schon bei einem früheren Renteneintritt von 5 Jahren sinkt dieser auf 5.000 €, so dass der Unterschied zumindest finanziell nicht gravierend ist. Eventuell sind die Chancen mit einem Studium größer und die Gehaltssteigerungen können größer ausfallen, doch dies ist keineswegs gesichert. Jeder muss also in Ruhe mit seiner Zukunftsplanung entscheiden, ob ein Studium für seine Situation das richtige ist, oder nicht.
Außerdem wird durch dieses Beispiel sehr deutlich, wie gefährlich Studienkredite sind, egal in welcher Form. Denn in diesem Fall kommen noch Zinsen hinzu, welche nach dem Studium mitsamt den Ausgaben zurückzuzahlen sind. Dies lässt unter Umständen den gesamten Vorteil dahinschmelzen. Studiengebühren von 300 € pro Semester hingegen sind dagegen zu vernachlässigen, weil bei einem Verzicht auf eine Netto-Einkommen von 80.000 € die weiteren 3.000 € Studiengebühren nur 3,75% ausmachen. Die Diskussionen darüber waren bei nüchterner Überlegung deutlich an der Wirklichkeit vorbei.
Ganz dramatisch sieht die Situation aus, wenn sich das Studium verlängert oder der ersehnte Abschluss am Ende gar nicht erreicht wird. In beiden Fällen verschlechtert sich die Investition und es gilt umso mehr zu überlegen, aus welchen Gründen das Studium begonnen werden soll. Gleichzeitig kann die Situation jedoch verbessert werden, wenn das Studium schneller abgeschlossen werden kann oder parallel noch weitere Qualifikationen erworben werden.
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