Eine Diversifikation bei der Geldanlage ist sinnvoll, damit bei einem Absturz des Wertes eines Investments nicht direkt das ganze Vermögen vernichtet wird. Bei mehreren Werten im Depot sollten sich diese jedoch unterschiedlich verhalten, damit nicht zum gleichen Zeitpunkt alle anderen Investments ebenfalls abstürzen. Es kommt also auf die Korrelation der verschiedenen Investments an, anders ausgedrückt, wenn eines um 1% steigt oder fällt, ob dann ein anderes genauso stark steigt oder fällt. Diese Bewegung kann stärker oder schwächer ausfallen, vielleicht sogar entgegengesetzt. In letzterem Fall wird dann das gegenläufige Investment als Absicherung bezeichnet, weil ein Verlust im ursprünglichen Investment durch einen Gewinn in der Absicherung ausgeglichen wird.
Leider sind die Extrempositionen beim Einsatz in keinem Fall wünschenswert. Wenn keine Diversifikation vorliegt, ist das Risiko noch in vollem Maße gegeben und wird nicht reduziert. Bei voller Absicherung hingegen ist das Risiko vollständig verschwunden, allerdings ist auch die Chance nicht mehr gegeben. Die Rendite muss aufgrund der Kosten negativ sein, egal wie gering diese auch sein mögen. Gesucht wird daher am besten eine Diversifikation ohne Korrelation, so dass eine Bewegung in einer Anlageklasse in keiner Weise eine Bewegung in der anderen Anlageklasse zu Folge hat.
Dies ist jedoch prinzipiell am Aktienmarkt nicht gegeben. Es wird sicherlich aufgrund der unternehmensspezifischen Situation immer Unternehmen geben, die sich besser oder schlechter als der Markt entwickeln und bei denen diese Bewegung so stark ausfällt, dass dadurch die eigentliche Korrelation überdeckt wird. Dennoch gilt, dass in einem positiven Umfeld einfach die Kurse aller Aktien mehr oder weniger anhoben werden und in einem negativen Umfeld sinken.
Es soll Zeiten gegeben haben, in denen eine solche Diversifikation zwischen den Anlageklassen Aktien und Anleihen möglich war. Bei den aktuellen Zinssätzen nahe 0% ist dies jedoch nicht mehr gegeben. Letztlich ist dies viel eher mit einer Desinvestition zu vergleichen, bei der eben nicht alles verfügbare Geld angelegt wird, sondern nur ein Teil davon. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Transaktionskosten für Käufe und Verkäufe am Aktienmarkt eben nicht 0 € sind, so dass eine Absicherung deutlich günstiger und flexibler sein kann, selbst wenn diese in den seltensten Fällen zu 100% gegenläufig ist.
Indizes eignen sich zur Diversifikation besser als einzelne Aktien
Meine Empfehlung an Dich ist der Vorzug von günstigen Indexfonds gegenüber Einzelinvestments. Dadurch kaufst Du bereits eine gute Mischung an Aktien und bist ausreichend diversifiziert, die Absicherung wird ebenfalls erleichtert. Denn es gibt für die meisten großen Indizes Derivate, welche exakt die umgekehrte Bewegung abbilden, meistens mit der zusätzlichen Bezeichnung „Short“. Diese bedeutet in Händlersprache nichts anderes, als dass etwas verkauft wird, was sich gar nicht im Besitz befindet. Faktisch verkaufst Du mit dem Kauf eines solchen Derivates also etwas, was Du mit dem Verkauf des Derivates wieder kaufst. Ist der Kurs in der Zwischenzeit gefallen, machst Du Gewinn, was exakt das gewünschte Verhalten darstellt.
Allerdings lösen sich damit noch nicht alle Probleme. Zum einen wollen wir nicht permanent abgesichert und eben nicht investiert sein. Wir haben also noch das Timingproblem, wann wir absichern sollten und wann nicht. Zum anderen verändert sich die benötigte Absicherung mit jeder weiteren Investition oder jedem weiteren Verkauf von eines Investments. Letzteres ist vermutlich das größere Problem, wenn langfristig Geld über Sparpläne gespart werden soll.
Das Timingproblem lässt sich insofern lösen, als es delegierbar ist. Dafür musst Du Dir jemanden suchen, der für die entsprechende Absicherung kauft und zwar zu den Zeitpunkten, zu denen er sinkende Kurse erwartet. Also praktisch einen Fondsmanager, dessen Aufgabe es ist, nur bei fallenden Kursen Geld zu verdienen und der bei stagnierenden oder steigenden Kursen eine Rendite von 0% abliefern dürfte. Genau dies ist mir jedoch noch nicht untergekommen, jedoch gibt es zumindest Hedgefonds oder vermögensverwaltende Fonds, deren Ziel eine konstante positive Rendite oberhalb eines bestimmten Schwellwertes ist.
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Warum der MSCI World nicht für jeden ausreichend diversifiziert ist!
Wie findest Du eine gute Diversifizierung für Deine Aktien-Investments?
Ist der MSCI World für Einsteiger geeignet?