Um es gleich vorne weg zu sagen, es geht mir keinesfalls um irgendeine Form der Diskriminierung nach dem Geschlecht. Die Politik hat nur für Rahmenbedingungen gesorgt, welche unter rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten für Männer und Frauen zu unterschiedlichen Resultaten führen. Dies hat zur Folge, dass unter sonst gleichen Umständen ein Berater bei der Wahl eines Produktes zur Altersvorsorge für einen Mann zu einem anderen Ergebnis kommen sollte als für eine Frau.
Das Interessante ist, egal wie es die Presse suggerieren will oder es am besten sein sollte, Männer und Frauen sind unterschiedlich. Es fängt damit an, dass die Wahrscheinlichkeit schon zu Geburt unterschiedlich verteilt ist, und zwar ungefähr 52%:48% für die Männer. Als Mann auf die Welt zu kommen ist damit zwar nicht viel, aber doch ein wenig wahrscheinlicher. Ohne auf die Gründe einzugehen ergibt sich jedoch bereits circa 18 Jahre nach der Geburt ein anderes Bild. Es sind nämlich mehr männliche als weibliche Kinder gestorben, weshalb die Geschlechterverteilung zu diesem Zeitpunkt schon ungefähr ausgeglichen ist.
In diesem Gleichgewicht bleibt es jedoch nicht, sondern der Prozess geht immer so weiter. Die Sterbewahrscheinlichkeit für Männer liegt immer leicht über der der Frauen, so dass am Ende eine längere Lebenserwartung für Frauen zu beobachten ist, ohne exakt sein zu wollen vermutlich aktuell rund 5 Jahre. Aus Sicht des Durchschnitts sind zu einem Zeitpunkt also alle Männer gestorben und alle Frauen dieses Jahrgangs leben noch 5 weiter.
Die Länge von 5 Jahren ist natürlich relativ. Für jemanden im Alter von 20 Jahren und einer Lebenserwartung von 85 Jahren, also noch 65 weiteren Jahren, machen 5 Jahre nicht so viel aus, ungefähr 7,7%. Für einen 40 Jährigen sind es zwar schon 11,1%, aber für einen 65 Jährigen bereits 25%. Letzeres ist vermutlich im Wesentlichen die Situation, um die es sich bei der Rente dreht.
Eine Rentenversicherung, unabhängig davon, ob es eine private Gesellschaft oder die gesetzliche Rente ist, muss beide Geschlechter neutral behandeln. Da Männer aber kürzer leben, bekommen sie weniger Rente ausgezahlt als möglich, weil Frauen im Gegenzug mehr bekommen, als ratsam wäre. Dies führt dazu, dass es für Männer deutlich wirtschaftlicher ist, Versicherungen zu meiden und die Verrentung von Kapital selbst in die Hand zu nehmen. Dabei müssen sie zwar das Langlebigkeitsrisiko, also länger zu leben als der Durchschnitt, selbst tragen, aber weil die Kosten der Versicherung wegfallen, dürfte dafür selbst bei moderaten Zinsen ausreichend Puffer vorhanden sein.
Zum Abschluss möchte ich nur ausgleichend erwähnen, dass Frauen das gleiche Schicksal schlechterer Versicherungsprämien ebenfalls erleiden, nur eben in anderen Produkten. Eine Risikolebensversicherung beispielsweise müsste für Frauen günstiger und für Männer teurer sein, weil diese eben häufiger sterben. Eine Prämie, die beiden Geschlechtern gerecht wird, muss daher für Frauen zu teuer und für Männer zu günstig sein. Andererseits profitiert von einer Risikolebensversicherung in der Regel nicht derjenige, auf dessen Leben sie abgeschlossen ist.
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