Es kann sein, dass das Deine Einstellung ist und sogar, dass diese von alle Deinen Freunden geteilt wird. Umfragen legen sogar nahe, dass die Mehrheit der unter 30-jährigen diese Einstellung vertritt und selbst Menschen um die 40 Jahre noch nicht wesentlich weiter bei der Planung ihrer Altersvorsorge sind. Die Frage ist jedoch, warum dies so ist und ob es wirklich an der Schwierigkeit oder Komplexität des Themas liegt oder schlicht an dem mangelnden Willen, es endlich in Angriff zu nehmen.
Um es klar zu sagen: wenn Du nicht weiß, was auf Dich zukommt, finde es heraus. Je früher, desto besser, denn die Optionen werden mit der Zeit nur weniger und schlechter. Denjenigen, die Angst vor der Veränderung haben oder diese nicht einschätzen können, sei gesagt, es wird auf keinen Fall besser. Die Generation 50+ stellt die Mehrheit der Wähler, die aktuellen Zinsen erleichtern den Vermögensaufbau nicht und die Demographie ist unaufhaltsam und bekannt, zumal die Arbeitskräfte in 20 Jahren, respektive die zukünftigen Beitragszahler, heute schon geboren sein müssen. Oder Zuwanderer müssen uns retten.
Du liest gerade diese Zeilen, also wird es am Willen sich mit dem Thema zu beschäftigen nicht scheitern. Deshalb möchte ich es so einfach wie möglich machen. Es gibt drei Bereiche, die Dir im Alter ein Einkommen bescheren können.
- Die gesetzliche Altersvorsorge,
- die betriebliche Altersvorsorge und
- Dein privates Vermögen.
Die Gesetzliche Rentenversicherung (GRV) ist ein Umlagesystem, bei dem die Renten von morgen durch die Betragszahler von morgen bezahlt werden. Werden die Beitragszahler weniger, müssen diese länger arbeiten, die Renten sinken oder die Beiträge steigen. Letzteres ist glücklicherweise auch der Fall, wenn die Löhne steigen. Dennoch wird die Rente eines Beitragszahlers, der 45 Jahre eingezahlt hat, vermutlich nicht über 40% des Bruttolohnes liegen. Wenn Du also mit diesem Betrag auskommst, brauchst Du Dir keine Gedanken zu machen, sofern Du lange genug eingezahlt hast und bis zum Renteneintrittsalter arbeitest, welches dies auch immer sein mag.
Natürlich kannst Du es auch im Detail berechnen, wenn es Dich interessiert, dafür werden auch jährlich Briefe mit den für Dich aktuellen Zahlen verschickt. Aber für uns soll es an dieser Stelle reichen, schließlich soll es einfach bleiben und als Orientierung reicht es allemal aus. Wer kürzer eingezahlt hat oder früher aufhören will zu arbeiten rechnet eben einen Abschlag ein. Für Beamte ist die positive Botschaft, dass deren Pensionen eher im Bereich 70% des letzten Einkommens liegen.
Ohne Ergänzungen drohen im Ruhestand Einbußen gegenüber dem vorherigen Lebensstandard
Die betriebliche Altersvorsorge kann wesentlich größere Spannweiten aufweisen. Großkonzerne haben in der Regel eine sehr gute Altersvorsorge, wenngleich diese in den letzten Jahren dennoch stetig reduziert wurde. Bei kleineren Unternehmen kann es sein, dass es überhaupt keine gibt. Hier bist Du daher aufgefordert selbst Nachforschungen zu betreiben, wie es sich konkret darstellt. Aufwändiger wird dies für Dich, wenn Du das Unternehmen gewechselt hast, zumal dann noch Mindestdauern der Zugehörigkeit zum Altersversorgungswerk beachtet werden müssen.
Aber eine Schätzung ist auch hier relativ einfach vorzunehmen. Grobe Berechnungen von Vorsorgespezialisten der Politik gehen davon aus, dass 10% des Bruttoeinkommens ausreichend sein sollen, die den Bedarf im Alter zu decken, wobei dieser Bedarf bei den fehlenden 30% zur Beamtenversorgung verortet wird. Jedes Prozent Sparleistung vom Brutto führt also zu einer Erhöhung der Renteneinkommens um 3%-Punkte. Ist die betriebliche Altersvorsorge in der Branche Finanzdienstleistung beispielsweise ein Eigenanteil von 3% vom Brutto, welcher vom Arbeitgeber um 1% aufgestockt wird, so erhöht sich das Gesamteinkommen in der Rentenphase um 12%, so dass mit der gesetzlichen Rente immerhin 52% zur Verfügung stehen würden.
Dennoch bleibt am Ende vermutlich in jedem Fall noch ein Bedarf offen, der über private Vermögensbildung gedeckt werden muss. Ob diese private Vermögensbildung rein privat erfolgt oder ob betriebliche Angebote genutzt werden, spielt nur eine untergeordnete Rolle, ebenso wie die Frage nach staatlicher Förderung. Denn diese Fragen sollten rein individuell nur danach beurteilt werden, wie die Rahmenbedingungen der Liquidität beziehungsweise Flexibilität, der Rendite und des Risikos eingeschätzt werden.
Unabhängig vom Zins, den es aktuell geben mag, es muss Vermögen angespart werden und die dafür notwendigen Raten sind umso geringer, je früher damit begonnen wird. Letztlich kommt der Zins erst bei der Produktauswahl ins Spiel. Dabei ist er jedoch bei weitem nicht der alleinige Faktor, der über die Rendite entscheidet, weil Aktien beispielsweise nicht direkt vom Zins abhängen und gegebenenfalls sogar negativ korrelieren, also umso besser laufen, je niedriger der Zins ist. Außerdem haben staatliche Förderungen und Steuern ebenfalls einen bedeutenden Einfluss auf die Rendite der Anlage.
Das Fazit kann aus den geschilderten Gründen nur lauten, dass ich jeder so früh wie möglich mit der Situation in der Rentenphase beschäftigen sollte. Als Ausnahme würde ich zumindest nur gelten lassen, dass Du reich bist oder nie aufhören möchtest zu arbeiten. Beide Fragen sind leicht zu beantworten, insofern liegen Dir jetzt hoffentlich alle Informationen vor, die Du für eine Entscheidung zu Deiner künftigen Meinung zu diesem Thema brauchst.
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Wie wird Vermögens in die Ruhestandsplanung eingearbeitet? (1)