Den ersten Teil findest Du Wie sollte Kapital am besten angespart werden? (1)
Inflation berücksichtigen
Die Inflation sollte beim Sparen ebenfalls in die Berechnung mit einbezogen werden. Denn bei einer 30-jährigen Laufzeit sind die ersten 100 € Sparleistung fast doppelt so viel Wert, wie die letzten, weil zwischenzeitlich das Geld eben mit circa 2% pro Jahr entwertet wurde. Aus diesem Grund bietet es sich an, die Sparleistung jährlich zu erhöhen, um die Belastung auszugleichen. Dies hat den zusätzlichen Vorteil, dass die Belastung am Anfang deutlich geringer ist im Vergleich zu betragsmäßig gleichmäßigen monatlichen Raten.
Anstatt gleichmäßiger Raten in Höhe von gut 187 € könnte der Sparer auch mit Raten in Höhe von knapp 144 € starten und diese jährlich um 2% steigern, so dass die Raten des letzten Jahres 255 € betragen würden. Diese entsprechen jedoch exakt den 144 € des ersten Jahres, wenn die Inflation 30 Jahre konstant 2% betragen hat. Im Vergleich dazu wäre die Belastung der konstant 187 € durch die Inflation auf etwas über 103 € gesunken.
Für welchen Weg man sich auch immer entscheidet, real sinkende Belastung durch eine konstante monatliche Rate von 187 € oder real gleichbleibende Belastung von 144 € durch eine um 2% steigende monatliche Rate, am Ende stehen 100.000 € Kapital zur Verfügung. Diese sind jedoch nur noch gut 55.200 € Wert, weil durch die Inflation das Geld eben einfach weniger Wert ist.
Um den Geldwertverlust auszugleichen, müsste die jährliche Steigerung schon 4,3% betragen, um nach 30 Jahren reale 100.000 € angespart zu haben. Dies entspricht dann nominal einem Betrag von ungefähr 181.100 €. Dafür muss jedoch im letzten Jahr ein Betrag von 629 € aufgewendet werden, der nach zum heutigen Zeitpunkt immerhin noch einem Wert von gut 347 € entspricht. Damit hätte sich die Belastung des Sparers fast verdoppelt. Soll die Belastung konstant gehalten werden, so muss mit einem Betrag von 260 € begonnen werden. Bei einer jährlichen Steigerung um 2% würde die letzte Rate dann 462 € betragen.
Die geschilderten Überlegungen machen deutlich, welchen Einfluss eine jährliche Steigerung der Sparrate hat. Damit kann der Sparer frei wählen, ob die reale Belastung sinken, gleich bleiben oder steigen soll. Wie auch immer die Entscheidung ausfällt, spätere Abweichungen werden unweigerlich dazu führen, dass nach 30 Jahren nicht der gewünschte Betrag zur Verfügung steht, mit den entsprechenden Konsequenzen.
Berücksichtigung von Sicherheitsansprüchen und Steuern
Gerade über die betrachteten langen Zeiträume erzeugen wenige Prozentpunkte Unterschied in der Rendite enorme Veränderungen im angesparten Endbetrag, wie bereits im Teil Zinserwartung besprochen. Steigen die Zinsen um 1% von 2,5% auf 3,5% an, so stehen bei einer monatlichen Sparleistung von 187 € nach 30 Jahren nicht 100.000 € sondern 118.200 € zur Verfügung, entsprechend 18,2% mehr. Es lohnt sich damit durchaus, selbst kleine Renditeunterschiede zu nutzen, allerdings geht eine höhere Rendite vermutlich mit einem erhöhten Risikoaufschlag einher. Der sicheren Auszahlung des Kapitals samt Zinsen steht das Risiko eines Zahlungsausfalls gegenüber, also nicht nur die Zinsen sondern sogar das eingesetzte Kapital zu einem gewissen Teil zu verlieren.
Aus diesem Grund sind die Steuern entscheidend bei der Betrachtung der Geldanlage, weil diese zu einer deutlichen Veränderung der Rendite führen. Wir betrachten an dieser Stelle einen Sparer, der seinen Kapitalfreibetrag der Einfachheit halber bereits vollständig ausgeschöpft hat und nun weiteres Kapital anlegt. Er spart konstant 100 € monatlich und erhält darauf 4% Zinsen pro Jahr. Daraus ergibt sich ein Endkapital in Höhe von 68.750 €, welches einer Rendite von exakt 4% entspricht. Bei einem Kapitalsteuersatz von 26,4% inklusive Solidaritätszuschlag sinkt die Rendite entsprechend auf 2,9%, so dass nur noch 56.100 € zur Verfügung stehen. Dies führt immerhin zu einer Kapitaleinbuße in Höhe von 18,4%.
Alternativ könnte jedoch eine Sparform gewählt werden, die erst zu einer Versteuerung am Ende Laufzeit führt. Dadurch steigt das Endkapital wiederum auf 58.900 € oder um 5,0% an. Die Rendite beträgt in diesem Fall zumindest wieder 3,1%. Ist am Ende sogar ein Sparform gewählt worden, bei der die Erträge zum Ende der Laufzeit nur hälftig versteuert werden müssen, dies wird durch den halben Steuersatz entsprechend 13,2% simuliert, steigt die Rendite noch weiter auf 3,6% an. Das zur Verfügung stehende Endkapital beträgt in diesem Fall gut 63.800 € entsprechend einem Kapitalrückgang um 7,1% im Vergleich zum unversteuerten Ergebnis.
Selbst in diesem Beispiel kann die Geldanlage durch steuerliche Optimierung um über 7.700 € gesteigert werden. Dies bedingt jedoch ein anderes Produkt und damit eine auch ein eventuell höheres Risiko. Diese Entscheidung kann jedoch nie allgemein, sondern immer nur mit Kenntnis der individuellen Risikoneigung und Abwägung der speziellen Situation erfolgen. Das bedingt eine detailliertes Verständnis aller in Frage kommenden Produkte oder eine gute Beratung, deren Wert durch gesteigerten Ertrag dargestellt wird und deren Kosten diesen nicht vollständig aufzehren dürfen. In dem gewählten Beispiel sollte es Dir jedoch möglich sein, einen Fachmann zu finden, der bereit ist, für deutlich weniger als 7.000 € eine kompetente Beratung durchzuführen und Dir die richtigen Fragen zu stellen.
Sämtliche Bemerkungen schließen eine mögliche Anlage am Aktienmarkt mit ein, welche eine wesentliche höhere Rendite ermöglichen, jedoch deutlich andere Anforderungen an den Anleger hinsichtlich seiner Risikotoleranz stellen. Hier muss jeder wirklich in sich gehen, welchen Weg er bereit ist unter welchen Bedingungen bis zum Ende zu gehen. Wem es jedoch gelingt, sehr früh eine gewisses Startkapital zu sparen und dieses mutig langfristig anlegt und die Steuer bestmöglich aufschiebt, der kann einen Grundstock für sein Vermögen legen, der ihm lebenslang Vorteile bringt.
Weiterführende Beiträge zu diesem Thema sind folgende:
Einfluss von Sparen und Rendite auf Zeit
Der Nutzen des Sparens nimmt ab
Wirkung der Aufschiebung von Steuern
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