Es ist leicht, den Vermögenserhalt mit der Vermögensbildung zu verwechseln. Im Kern dreht es sich bei der Unterscheidung grundsätzlich um die Frage, ob das Vermögen in der Form geschaffen wurde, die es aktuell hat, oder ob zwischenzeitlich Veränderungen in der Vermögensaufteilung vorgenommen wurden. In einigen Fällen ist dies nicht offensichtlich, weshalb die Fragestellung spezieller erweitert werden muss, um die Wahrscheinlichkeit zu beurteilen, mit der die Strategie für den eigenen Vorteil kopiert werden könnte.
Dies möchte ich mit Beispielen verdeutlichen. Das Bill Gates mit Aktien reich geworden ist, trifft sicher nicht 100%ig den Kern, weil es sich um die Aktien seines eigenen Unternehmens handelt. Dennoch wäre es sicherlich möglich gewesen, mit Microsoft Aktien nach dem Börsengang reich zu werden, wenn nur früh genug investiert worden wäre. Jetzt in Microsoft Aktien zu investieren in der Hoffnung, damit reich zu werden wird jedoch vermutlich nicht mehr zu Lebzeiten funktionieren.
Ein anderes Beispiel ist Warren Buffett, die reichste Person auf dieser Welt, wenn seine milliardengroße Spende noch zu seinem Vermögen gezählt wird. Er hat sein Vermögen sicherlich nur durch die Investition in Aktien geschaffen, allerdings nicht durch den mühsamen Aufbau mittels Sparplänen aus dem Nichts. Vielmehr hatte er einen gewissen Grundstock an Vermögen, von dem aus er gestartet ist, und hat anschließend aufgrund einer überlegenen Strategie die reine Rendite am Aktienmarkt weit übertroffen. Und diese geht weit über die reine Aktienauswahl hinaus, weil er eben auch in Unternehmen direkt investiert hat und deren Entscheidungen maßgeblich beeinflusst.
Ganz allgemein gibt es vermutlich unzählige Beispiele von Personen, die ein Unternehmen gegründet haben und durch den Verkauf desselben viel Geld erhalten haben, welches sie dann in Immobilien und Aktien angelegt haben. Das eigene Vermögen in gleichem Maße in Immobilien und Aktien strukturieren wird aber sicherlich nicht das Ergebnis haben, zu irgendeinem Zeitpunkt über das gleiche Vermögen zu verfügen. Der Unterschied zwischen dem Aufbau des Vermögens und der Bildung wird deutlich.
Welche Strategien nicht kopiert werden sollten
Es klingt damit plausibel, die Strategien der Reichen zu kopieren, aber es wird vermutlich nicht zu Erfolg führen. Die Reichen sind schon reich und ihre Strategien werden in den meisten Fällen viel mehr auf den Erhalt als auf die Schaffung eines Vermögens ausgerichtet sein. Die Investition in einen weltweiten Index wie den MSCI World führt beispielsweise frühestens in ein paar Jahrzehnten zu Reichtum, aber nicht wirklich zu Deinen Lebzeiten. Ebenso wenig bringt die Investition in eine Immobilie schnell eine weitere Million durch die Erträge, sondern höchstens durch einen schnellen Weiterverkauf oder einen großen Hebel mittels Krediten.
Gebauso verhält es sich mit der Diversifikation. Die Risiken breit zu streuen ist eine Absicherung nach unten, aber keine Verbesserung der Chance nach oben. Es gibt durchaus Aktien, deren Wert sich innerhalb eines Jahres verdoppelt, aber dies wird sicherlich nicht beim MSCI World der Fall sein. Gleichzeit fällt letzterer sicherlich nicht auf 0, während ein Unternehmen durchaus Bankrott gehen kann. Wer sich also für Diversifikation entscheidet sollte sicher sein, dass dies zu seiner Strategie passt.
Strategien zur Portfolio-Balancierung, zur Diversifikation oder zur Minimierung von Risiken tragen alle zum Vermögenserhalt bei. Wenn Du jedoch Vermögen schaffen möchtest, dann führt kein Weg an kalkulierten Risiken vorbei. Eine Beschleunigung ist anschließend noch über den Einsatz von Hebeln möglich, sei es über Kredite oder andere Produkte. Dies solltest Du nutzen, allerdings erst, wenn Du wirklich verstanden hast, worin Du investierst und die Volatilität einschätzen kannst. Sonst gehst Du eher bankrott. Aber Reichtum lässt sich eben nur mit Risiken erreichen, sonst wären vermutlich auch mehr Menschen reich.