Wer in Aktien investieren möchte kann dazu einfach auf Indexfonds zurückgreifen, welche nicht nur kostengünstig sind, sondern ebenso wie alle Fonds Einzahlungen in jeder Höhe zulassen. Ein Sparer kann also jeden Monat den gleichen Betrag investieren, so wie es sein Budget erlaubt. Darüber hinaus hat es den Vorteil, der er bei sinkenden Kursen automatisch mehr Anteile kauft, was sich wiederum in sinkenden Durchschnittskosten pro Anteil niederschlägt. Bei gewünschten, steigenden Kursen sinken die Anteile pro Kauf zwar, im Gegenzug dazu steigt jedoch der Wert der vorhandenen.
Im Falle des Entsparens dreht sich jedoch die Situation. Bei sinkenden Kursen müssen nun deutlich mehr Anteile verkauft werden, um die benötigte Liquidität zu erzielen. Je nach Zeitpunkt im Entnahmeplan kann dies das vorhandene Vermögen extrem beschädigen und sogar zu einer Verkürzung der möglichen Laufzeit führen. Die Wahrscheinlichkeit für eine solche Situation kann zwar berechnet werden, jedoch ist dies für den einzelnen Investor nahezu unbrauchbar. Denn er hat keine zweite Chance und muss in jeden Fall mit dem Geld zurechtkommen, welche auszuzahlen ist.
Aus diesem Grund führt kein Weg daran vorbei, sich grundlegend mit den Anforderungen der Auszahlung auseinanderzusetzen. Dabei gilt es Rahmenbedingungen zu finden, aus denen sich ein Konzept der Berechnung der Auszahlungen erstellen lässt. Aus meiner Sicht sind dies:
- Auszahlungsdauer
- Kaufkraft der Auszahlung
- Berücksichtigung des Marktwertes des Vermögens
- Stabilität der Auszahlungen in Veränderungen zur letzten Auszahlung
Bei der Auszahlungsdauer kann zunächst mit einer konstanten Wertentwicklung der Anlage gerechnet werden, damit ein erster Anhaltspunkt für die Entnahme gefunden wird. Ist beispielsweise ein Vermögen von 180.000 € vorhanden und wird mit einer Nettorendite in Höhe von 5% gerechnet, so reicht dies bei einer Entnahme von 12.000 € pro Jahr ziemlich genau 25 Jahre. Dies entspricht einer monatlichen Rate von 1.000 €, welche jedoch im letzten Jahr über wesentlich weniger wert Kaufkraft verfüge werden, als im ersten.
Bei einer angenommenen Inflation in Höhe von 2% pro Jahr sinkt diese monatliche Auszahlung auf 815 € im ersten Jahr. Dann steigt sie moderat auf 831 im zweiten Jahr und beträgt im 25. Jahr schon 1.311 €, was einer Steigerung gegenüber der ersten Auszahlung von gut 60% entspricht. Dies macht deutlich, warum die Kaufkraft über einen solch langen Zeitraum nicht vernachlässigt werden darf, sofern sich der Anleger nicht immer mehr einschränken möchte. Dies kann eine erste Orientierung für die Auszahlungen sein, für das endgültige Ergebnis müssen die anderen beiden Rahmenbedingungen jedoch noch mit einbezogen werden.
Um den Marktwert des Vermögens in irgendeiner Form zu berücksichtigen muss ein Vergleich zum erwarteten Marktwert hergestellt werden. Dies wäre leicht, wenn die Entnahme genau der Rendite entsprechen würde, weil sich in diesem Fall der Wert des Vermögens bei gleichmäßiger Entwicklung nicht ändern dürfte. Wäre der Wert dennoch tiefer, so müssten die Auszahlungen reduziert werden, liegt er dagegen höher so könnten sie größer ausfallen ohne die Substanz anzugreifen. Bei einer Entnahme muss daher wieder auf die Rechnung zur Auszahlungsdauer zurückgegriffen werden.
In unserem Beispiel waren nach 5 Jahren noch gut 170.700 € vorhanden, nach 10 Jahren knapp 152.900 €, gut 123.200 € nach 15 Jahren und gerade so 78.000 € nach 20 Jahren. Der Vollständigkeit halber wäre im 25. Jahr schon nach 9 Monaten das Vermögen vollständig verbraucht. Ansonsten gilt aber die gleiche Vorgehensweise. Liegt die tatsächliche Höhe des Vermögens über den Werten, kann die Auszahlung höher sein, liegt sie darunter, muss sie gekürzt werden, um der Gefahr des vorzeitigen Aufbrauchens vorzubeugen. Damit stellt sich nur die Frage, wie groß diese Anpassung sein darf oder sein sollte, damit auch das letzte Kriterium der Stabilität erfüllt werden kann.
Dabei gehe ich davon aus, dass der Bedarf prinzipiell konstant ist. Ein Anleger, der im ersten Jahr eben 815 € erhält möchte im zweiten Jahr am besten 831 € erhalten. Er kann ganz sicher mit mehr zurechtkommen, vielleicht auch mit ein bisschen weniger, aber nur unter extremen Umständen mit viel weniger. Hier muss der Anleger wiederum konkreter werden, ob es 5%, 10%, 15%, 20% oder sogar 25% sein könnten. Ausgehend von den 831 € inklusive Inflationsausgleich entspräche dies den Auszahlungsbeträgen 790 €, 748 €, 707 €, 665 € oder sogar nur 623 €.
Je nachdem welchen Rückgang der Anleger hier maximal verkraftet bestimmt die Gewichtung zwischen der Stabilität und des Wertes des Vermögens bei der Bestimmung der Auszahlung. Ein möglicher Vorschlag könnte 70% für Stabilität, Auszahlung des Vorjahres, und 30% für den aktuellen Wert des Vermögens sein, welcher jedoch durchaus mehrere Jahre gewichtet nach der Aktualität enthalten könnte. Es bleibt dennoch immer so, dass bei einem drastischen oder mehrjährigen Rückgang der Kurse diese Verluste nicht mehr zu kompensieren sind, wodurch die Auszahlungsdauer sinkt. Dem kann nur durch einen Puffer entgegengewirkt werden, so dass beispielsweise statt der gewünschten 25 Jahre eine Dauer von 30 Jahren kalkuliert wird. Dies senkt die erste Auszahlung jedoch erneut um 11% auf 725 € monatlich.
Mit dem errechneten Wert der Auszahlung in Höhe von 725 € sollte im nächsten Schritt die Gewichtung der Stabilität und des Wertes des Vermögens dargestellt und mit einer historischen Marktentwicklung des gewünschten Benchmarks oder Marktes über verschiedene Zeiträume dargestellt werden. Wenn Du Dich mit den Ergebnissen, also den simulierten Auszahlungen über den gesamten Zeitraum wohl fühlst, dann steht einer eigenen Verrentung Deines Vermögens nichts entgegen. Im Vergleich zu einer Rentenversicherung kannst Du darüber hinaus leicht sehen, welche finanziellen Vorteile dem Aufwand gegenüberstehen.