Ich bin ein großer Freund von Realismus. Ich mag es nicht, wenn sich Personen maßlos überschätzen, sei es bei der Kommentierung von Sportleistungen oder anderem. Aber wie sieht die Sache bei der Geldanlage aus? Beispielsweise gibt es eine ganze Menge von Personen, die sich sicher sind, den Markt zu schlagen, selbst wenn dies nachweislich nur wenigen professionellen Anlegern mit zudem mehr Möglichkeiten gelingt. So wenig realistisch dies ist, wie gehen dieselben Personen beim Setzen ihrer Ziele vor, sowohl beim Vermögen als auch den Ergebnissen der Geldanlage?
Es scheint mir, dass gerade hier Realismus einsetzt, vielleicht sogar Pessimismus. Wie sieht es bei Dir aus? Was ist Dein Ziel für Dein Vermögen und welche Sparbeiträge planst Du zu leisten? Leider wäre es die gänzlich falsche Stelle, Dich hier selbst zu belügen, weil es dazu führt, dass Du Dir selbst unnötige Grenzen setzt. Denn egal was Du Dir als Sparrate vornimmst und welche Rendite Du für diese nach Deinen Kenntnissen der Vergangenheit wählst, es wird keinesfalls reichen um auf Dein Leben außergewöhnlich zu führen. Das hängt zum einen mit der benötigten Zeit zusammen und zum anderen mit den erzielbaren Zinssätzen.
Nehmen wir der Einfachheit eine hohe Sparrate von 250 € im Monat an, die über 30 Jahre am Aktienmarkt gespart werden soll. In der Vergangenheit hätte damit am deutschen Aktienmarkt eine Rendite von 4,8% vor Steuern und Kosten erzielt werden können. Das entspricht gut 371.000 €, wovon vermutlich noch ungefähr 70.000 € für eben Steuern und Kosten abgehen. Daher muss die Frage sein, was 300.000 € vor Inflation in 30 Jahren wert sein werden und ob sich damit Dein Leben wesentlich verändert? Ist ein Ziel, dass es sich lohnt zu setzen, wenn die Inflation den Wert der Summe noch circa halbiert?
Für diese Bewertung ist es interessant zu betrachten, welche weiteren Ergebnisse in der Vergangenheit erzielt wurden. Im schlechtesten Fall wären es sogar nur 221.000 € vor Steuern und Kosten gewesen, bei Sparbeiträgen in Höhe von 90.000 €. Im besten Fall wären es jedoch fast 772.000 € vor Steuern und Kosten gewesen und darauf sollte unser Blick verweilen. Denn dieser Wert, mehr als doppelt so hoch wie der Durchschnitt, macht deutlich, was möglich wäre. Wir dürfen nur nicht den Fehler machen, die Kontrolle abzugeben und uns von der Rendite überraschen zu lassen.
Vielmehr müssen wir erst Recht das Heft in die Hand nehmen und uns ein mutiges Ziel setzen, beispielsweise 1 Million € nach 20 Jahren. Das würde einen Unterschied machen, alleine, weil wir es bei dieser Rendite in den restlichen 10 Jahren zu den vorherigen 30 noch einmal verdoppeln könnten. 2 Millionen würden dann nun wirklich einen Unterschied machen und was noch wichtiger wäre, dieser sollte genügend Motivation für uns bieten, unsere Anstrengungen darauf zu verwenden.
Denn unser Kopf ist im Stande geradezu Unglaubliches zu leisten, wenn wir ihn nur lassen. Sicherlich ist es einfacher, sich ein Ziel zu setzen, von dem wir annehmen, es sei erreichbar. Aber es wird uns nicht herausfordern und damit werden wir auf diese Weise nicht erfahren, was wirklich möglich gewesen wäre. Also solltest Du Dir ein wirklich herausforderndes Ziel setzen und darauf vertrauen, dass Du eine Lösung finden wirst. Vielleicht nicht sofort, aber mit der Zeit wirst Du verschiedene Ideen haben, Dein Einkommen zu verbessern, Deine Rendite zu steigern oder etwas Anderes.
Ich kann Dir nur raten, es zu versuchen. Denn es gibt nur zwei Möglichkeiten, das Ziel zu erreichen oder es zu verfehlen. Wenn Du es erreichst, wirst viel mehr geschafft haben, als Du Dir zutrauen wolltest, und das kannst Du in vollen Zügen genießen. Aber selbst wenn Du Dein neues höheres Ziel nicht erreichen wirst, so wirst Du dennoch über dem geringeren ursprünglichen Ziel auslaufen. Aus meiner Sicht ist es eine Situation, in der Du nur gewinnen kannst, wenn Du Dir eben mehr zutraust, als es der Durchschnitt erwarten lässt. Dafür braucht es sicherlich ein wenig Mut, aber nur Realismus ist vielleicht zu wenig in dem einen Leben, welches uns zur Verfügung steht.
Im Zweifel ist es unglücklich sich zu überschätzen, wenn die Möglichkeit besteht, die eigene Leistung objektiv bewerten zu können. Noch schlimmer ist es jedoch, sich zu unterschätzen, besonders, wenn andere Optionen bestehen. Daher kann ich jedem nur raten, sich mit der Geldanlage zu beschäftigen und Erfahrungen zu machen. Damit lernst Du Deine eigene Leistung einzuschätzen und kannst beurteilen, wie viel und welche Beratung Dir helfen könnte, diese noch zu verbessern. Das Fazit kann nur sein, sich bei der Geldanlage eher zu viel zuzutrauen als zu wenig, aber unbedingt zu messen, wie die Ergebnisse sind.