Sparen ist immer aktueller Konsumverzicht, der eventuell irgendwann nachgeholt wird oder auch nicht. Damit ist der Sparer zunächst im Nachteil, weil er sich weniger gönnt als ein Nicht-Sparer mit vergleichbarem Vermögen und Einkommen. Spannend wird jedoch die Frage, welches Vorgehen vorteilhafter ist. Dafür muss jedoch der Zeitpunkt betrachtet werden, an dem der Konsum nachgeholt wird, und anschließend verglichen werden, welcher Zeitpunkt zu einem größeren Wert geführt hat.
Hier soll es nicht darum gehen, auf den nächsten Urlaub zu sparen. In diesem Fall ist der Zeitraum zwischen dem Sparvorgang und des Konsums zu kurz, um einen großen Unterschied feststellen zu können. Geht es aber um die Altersvorsorge oder den langfristigen Vermögensaufbau, so ändert sich der Sachverhalt mit der erzielten Rendite. Ist die Rendite niedrig, beispielsweise nur ungefähr 2%, so ist der Unterschied selbst nach Jahren gering, zumal die Inflation noch zu berücksichtigen ist. Beträgt die Rendite jedoch 6%, so ist der Unterschied irgendwann deutlich.
Wir betrachten daher im Folgenden den letzten Fall aus Sicht von 25 jährigen Sparwilligen ohne Vermögen und mit einem Einkommen von 1.500 € Netto pro Monat. Zur Wahl soll an dieser Stelle nur ein Sparbeitrag von 100 € pro Monat entsprechend 6,7% stehen oder nichts. Der jährliche Sparbeitrag in Höhe von 1.200 € wird zu 6% angelegt und die Erträge ebenfalls direkt wieder investiert beziehungsweise erst gar nicht dem Vermögen entzogen. Der Einfachheit halber wird der Betrag komplett zu Jahresbeginn eingezahlt.
Wenn nun dieser Sparplan 40 Jahre durchgehalten wird und die Rendite konstant bei 6% liegt, so ergibt sich daraus ein Vermögen von gut 185.000 €. Dieses Vermögen ist der Vorteil des Sparers gegenüber dem Nicht-Sparer. Der Nachteil ist jedoch der jährliche Konsumverzicht in Höhe von 1.200 €, der sich in 40 Jahren auf 48.000 € summiert hat. Rückblickend betrachtet, welche Alternative findest Du attraktiver? Entscheidest Du Dich für den Konsum oder das Sparen?
Jeder trifft die Konsumentscheidung, bewusst oder unbewusst
Für mich ist die Entscheidung bei diesen beiden Alternativen klar, dennoch lassen sich beliebig viele Möglichkeiten finden, die zwischen diesen Positionen liegen. Der Vollständigkeit halber auch darüber oder darunter, weil der Konsum durch Kredite noch erhöht werden kann oder die Sparquote durchaus auch höher liegen könnte. Ich möchte aber nun Alternativen bauen, welche den Verzicht reduzieren.
Eine Möglichkeit ist es, die Sparbeiträge nach 10 Jahren komplett zu streichen. Die reduziert den Verzicht auf einen kürzeren Zeitraum, allerdings ist das Vermögen mit knapp 91.000 € mehr als halbiert. Wird dagegen nach 10 Jahren noch 10 Jahre mit halbem Sparbeitrag weitergespart, so steigt das Vermögen bei Einzahlungen von nur 6.000 € wieder auf gut 116.000 € an, also um gut 25.000 €. Werden in den letzten 10 Jahren sogar 1.200 € pro Jahr entnommen, so kostet die 16.000 € Vermögen, es beträgt nur noch gut 100.000 €.
Damit wird deutlich, dass ein Sparer ohne Vermögen sofort anfangen sollte zu sparen. Je länger er durchhält, umso besser. Ist genügend Zeit vergangen, so kann er durchaus mit einem geringen Konsum in Maßen beginnen, sich für den Konsumverzicht der Vergangenheit zu entschädigen. Ob die Zeit genügt hängt dabei von der erzielten Rendite ab. Bei 6% Rendite verdoppelt sich das Vermögen alle 12 Jahre, eine Entnahme in gleiche Höhe der Einzahlung lässt also einen ebenso hohen Betrag noch im Vermögen zurück.
Bleibt der Betrag sogar 24 Jahre investiert, so entspricht die Entnahme nur noch 25% des Vermögens. Beträgt die Rendite sogar 8%, reduziert sich die Zeit der Verdopplung auf 9 und der Vervierfachung auf 18 Jahre. Je besser die Rendite ist umso kürzer muss also der Sparer verzichten beziehungsweise umso geringer ist der Verzicht insgesamt. Unter diesem Gesichtspunkt ist es ratsam, so früh wie möglich so viel wie möglich zu sparen, wenn der Verzicht noch leichter fällt. Bei guter Anlage kommt dann früh der Punkt, an dem kein Verzicht mehr nötig ist.
Jetzt nehmen wir an, der Sparer möchte nicht verzichten, ist aber bereit einen Nebenjob für 400 € netto pro Monat anzunehmen und dieses Geld zu sparen. Dies hält er für 10 Jahre durch und erzielt eine Rendite von 6% auf die Anlage. Nach 10 Jahren lässt er den Nebenjob sein und spart entsprechend nicht mehr. Nach 20 Jahren zahlt er sich als Belohnung 200 € pro Monat aus und nach 30 Jahren sogar 400 € pro Monat, jeweils für die nächsten 10 Jahre. Nach 40 Jahren verfügt er trotzdem über ein zusätzliches Vermögen von ungefähr 243.000 €, und das für circa 10 Stunden pro Woche Nebenjob für 10 Jahre. Das ist für mich ein attraktives Modell, weil in jungen Jahren der Verzicht auf ein wenig Zeit möglich erscheint.
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