Für die Bewertung der Arbeit im Verhältnis zu Vermögen darf nach meiner Ansicht die Arbeit Das Kapital im 21. Jahrhundert von Thomas Piketty nicht außen vor gelassen werden. Dieses umfangreiche wissenschaftliche Werk legt schon in der Einleitung überzeugend dar, welche Gründe der Verteilung von Vermögen in verschiedenen Gesellschaften zugrunde liegen. Noch spannender ist jedoch, wie sich diese Verteilung des Vermögens über die Zeit verändert und welche Rahmenbedingungen der Staat dafür setzt beziehungsweise setzen sollte.
Er arbeitet fundiert heraus, dass die Rentabilität von Kapital langfristig der Arbeit überlegen ist. Daher konzentriert sich der Reichtum auf wenige, deren Vermögen immer weiter wächst, obwohl sie keiner Arbeit nachgehen müssen. Ich teile nicht alle seine Folgerungen, beispielsweise zum Erwerb von Immobilien, dennoch ergibt sich durch diese eindeutig, dass die Ansammlung von Kapital das richtige Verhalten ist, mit dieser Situation umzugehen. Und die wirtschaftliche Betrachtung aller Investitionen ist der Schlüssel dafür, noch zu Lebzeiten davon zu profitieren.
Mit anderen Worten, wenn Du heute schon nicht mehr arbeiten musst, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass dies auch in Zukunft keiner Deiner Nachkommen mehr wird tun müssen. Unter der Voraussetzung, dass zum einen das Kapital gut investiert ist und die erwartete Rendite erzielt und zum anderen, dass die Zahl der Nachkommen zur Größe des Vermögens passt. Wenn Du heute noch nicht finanziell frei bist, dann liegt es an Dir, ob Du mit dem Vermögensaufbau beginnst oder nicht.
Das Werk ist mit ungefähr 700 Seiten sicherlich sehr lang, aber ich habe es verschlungen und was Du aus dieser wissenschaftlichen Aufarbeitung eines Themas lernen kannst ist ebenso umfangreich. Wenn Du das Thema wirklich verstehen willst, dann ist diese Länge sogar hilfreich, weil die Komplexität doch hoch ist, zumindest für alle, die nicht Volkswirtschaft studiert haben. Es bietet jedoch nicht nur eine intensive Auseinandersetzung mit dem Einfluss von Inflation und Zins, sondern auch mit Steuern und den Kosten der Verwaltung des Vermögens.
Beim Thema Kosten der Vermögensverwaltung kannst Du Dir beispielsweise ein hervorragendes Bild davon verschaffen, welche Zielkosten Du anstreben solltest und welche schlicht unakzeptabel sein sollten. Aus der Beschreibung der Kosten in Abhängigkeit selbst größter Vermögen, weil für Privatpersonen nur schwer erreichbar sind, ergeben sich Folgerungen, die leicht transferiert werden können. Schon alleine aus der beschriebenen Aufstellung kannst Du Schwerpunkte ablesen, die Dein Verständnis verbessern.
Ich könnte noch viele andere Gründe aufzählen, aber ich spare mir dies. Denn wenn Du Dich mit Vermögen und der Bildung desselben beschäftigst, gehört dieses Buch einfach zu den Grundlagen dazu. Wer es gelesen hat und nicht den sofortigen Impuls hat, Vermögen besitzen zu wollen, damit jede folgende Generation nicht mehr arbeiten muss, wird nicht die notwendige intrinsische Motivation dafür aufbringen. Vermögen schafft schneller Vermögen als Arbeit es vermag und in Zukunft werden sich dieses Verhältnis noch weiter in Richtung Kapital verschieben.