Geldmanagement bei der Geldanlage ist vergleichbar mit der Liquiditätsplanung eines Unternehmens. Es ist schlicht und einfach dafür zu sorgen, dass niemals zu schlechten Kursen verkauft werden muss, weil ansonsten Konsequenzen drohen, deren finanzielles Ausmaß mehr oder weniger gut zu beziffern ist. Aus diesem Grund ist es notwendig, die Zahlungsflüsse für sämtliche Investments zu kennen. Neben diesen dreht es sich jedoch ebenso um die Zahlungsflüsse im privaten Bereich, die unabhängig von den Investments sind.
Die Verbindung tritt allerdings immer nur dann deutlich zu Tage, wenn Du im privaten Bereich Gelder aus Deinem Investment Bereich benötigst oder umgekehrt. Im ersteren Fall sollte beispielsweise von den investierten Geldern unbedingt Liquidität vorhanden sein, wenn diese für den Kauf eines Konsumgutes benötigt wird. Im letzteren Fall muss im privaten Bereich auf jeden Fall Liquidität vorhanden sein, wenn eines oder mehrere Investments frische Gelder benötigt.
Der erste Fall ist in der Regel weitaus häufiger betroffen, als der zweite Fall. Die Bewertung trifft dabei nicht nur auf den relativen Vergleich zwischen beiden zu, sondern auch für die absolute Eintrittswahrscheinlichkeit überhaupt. Die Frage ist also nur, bei welchen Produkten kann oder wird ein Verkauf eines Produktes mit einem Vermögensverlust einhergehen und in welchen Konstellationen tritt dieser auch tatsächlich ein?
Bei Versicherungen auf Kapitalbasis beispielsweise sind die Rückkaufswerte besonders in den ersten Jahren unter den eingezahlten Prämien, selbst wenn dieser Abstand durch das Lebensversicherungsreformgesetzt (LVRG) reduziert werden soll. Verkaufst Du diese Policen also vorzeitig, realisierst Du einen Verlust, kommst aber an Dein Geld heran. Bei einem Investment in Aktien ist die Situation unkalkulierbar. Der Kurs kann gerade besonders schlecht sein oder besonders gut oder irgendwo dazwischen. Wenn Du das Geld brauchst, bleibt Dir keine Wahl und Du musst nehmen, was Du bekommst.
Zwangslagen sind unbedingt zu vermeiden!
Bleibt die Frage, warum Du plötzlich Geld brauchen solltest. Sei es für eine neue Küche, ein neues Auto oder was auch immer. Spätestens beim Hauskauf werden viele schwach und verkaufen so ziemlich alles, um das Eigenkapital zu stärken. Ich bezweifle, dass dies bei heutigen Zinsen wirtschaftlich immer die beste Alternative darstellt. Dennoch werden ungefähr 2/3 aller Versicherungen auf Kapitalbasis während der Laufzeit gekündigt und ein durchschnittlicher Aktiensparplan wird nur etwa 7 Jahre durchgehalten. Ich gehe jetzt lieber davon aus, dass diese wirtschaftlich teuren Entscheidungen erfolgen, weil das Geld schlicht benötigt wird, und nicht, weil einfach umgeschichtet wird.
Alleine die Tatsache, dass es Unternehmen gibt, die Policen aufkaufen und davon leben, diese weiterzuführen, verdeutlicht, wie gut die Rendite der Weiterführung im Vergleich zum Neuabschluss sein muss. Gutes Geldmanagement im Privaten muss daher unbedingt zum Ziel haben, Liquiditätsengpässe zu vermeiden und dies durch eine sorgfältige und vorausschauende Planung sicherzustellen.
Gleiches gilt für Investments, welche über die Laufzeit eine gewisse Liquiditätszufuhr benötigen. Egal, ob Du also ein Haus baust und dafür Eigenkapital brauchst oder Derivate mittels Krediten handelst. Du musst wissen, zu welchen Zeitpunkten Du die Liquidität verfügbar haben musst beziehungsweise welche Kursbewegungen welche Nachschüsse zur Folge haben könnten. Denn richtig zu liegen, aber aufgrund einer Gegenbewegung kurz vorher vom Broker liquidiert zu werden ist sicher eine Lektion im Leben, die Du nicht mehr vergessen wirst. Richtigerweise sollte jedoch besser entweder mehr Liquidität vorhanden sein oder die Position kleiner gewählt werden, damit dies er gar nicht passiert.
Besonders den Spekulanten oder Tageshändlern sei daher ans Herz gelegt wirklich zu prüfen, wie viele Transaktionen sie hintereinander mit Verlust abschließen könnten, ohne dass ihr Kapital aufgebraucht wäre. Denn selbst wenn Dein System zu 60% den Einsatz verdoppelt und Du im Durchschnitt pro eingesetztem € einen Gewinn von 0,20 € erzielst, es heißt nicht, dass Du nicht 5 Mal in Folge verlieren kannst. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist zwar nur circa 1%, aber bei einem Einsatz von 20% Deines Kapitals wäre nichts mehr übrig.
Daher solltest Du Dich wenigstens so ausführlich mit Deiner Liquidität beschäftigen, dass Du wirklich weißt und verstanden hast, was Du tust. Besser wäre es, die verschiedenen Szenarien der Zukunft zu durchdenken und für jedes mögliche zu ermitteln, ob es einen Engpass bezüglich der Liquidität geben könnte. Bei Abschluss eines neuen Finanzproduktes schließlich wäre dies eine Frage, welche ich dem Berater stellen würde. Oder anders herum, ich würde mir von einem Berater wünschen, dass er für meinen zukünftigen Lebensweg und all seinen Unwägbarkeiten eine Produktauswahl vorschlägt, welche dies schon berücksichtigt.
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