Der Kunde ist in der Finanzberatung in einer denkbar ungünstigen Situation. Nicht nur, dass es schwer ist die Produkte an sich zu beurteilen, weil dafür an vielen Stellen besonderes Wissen notwendig ist. Noch schwerer ist der Vergleich von Produkten, weil hier zusätzlich Bedingungen ins Spiel kommen, welche erst vereinheitlicht oder zumindest eingeschätzt werden müssen.
Ansonsten ist es jedoch die Informationsassymmetrie zwischen Berater und Kunden, die es dem Kunden schwer macht, die Beratung zu bewerten. Nur wenn der Kunde einen Großteil der Informationen und des Wissens des Beraters hätte, könnte er sich wirklich ein eigenes Bild machen. Dennoch bleibt die Unsicherheit, dass das Ergebnis gut oder schlecht sein kann, unabhängig davon, welche Qualität die Beratung hatte. Im Voraus ist es schlicht unmöglich, die Qualität eines Beraters ohne weitere Kenntnisse einzuordnen.
Dem Kunden ist es daher sogar im Nachhinein nur schwer möglich, die Beratungsqualität zu beurteilen. Auf der anderen Seite ist es jedoch auch für den Berater mit einer gewissen Schwierigkeit verbunden die beste Lösung zu finden, weil die Zukunft ungewiss ist. Diese Unterscheidung zwischen Risiko und Ungewissheit stellt die größte Hürde dar, zumal daran auch alle mathematischen Methoden scheitern.
Werden im Bereich Altersvorsorge staatliche Förderungen mit in die Überlegungen einbezogen, macht dies die Situation noch unübersichtlicher. Die Verbesserung der Rendite auf der einen Seite wird mit Einschränkungen auf der anderen Seite erkauft. Die Abwägung muss nicht nur jeder für sich treffen, zusätzlich ist diese auch nur schwer zu quantifizieren. Obwohl Förderung also gut ist, lenkt hier der Staat und dies führt zu Kompromissen in anderer Hinsicht.
Der durchschnittliche Finanzberater hat außerdem mindestens einen Interessenkonflikt, wenn es um die Gewichtung möglicher Ergebnisse der Anlage geht. Selbst wenn der Kunde geneigt ist ein gewisses Risiko zu tragen und der Berater dahingehend verständlich berät, so kann es dennoch dazu führen, dass sich der Berater nachträglich dafür rechtfertigen muss. Dies hat es in den meisten Fällen zum Ergebnis, dass er zu defensiven Entscheidungen neigt.
In der Konsequenz gibt es nur den Weg, dass wir selbst Verantwortung für unser Handeln übernehmen. Dazu gilt es, die eigene Kompetenz im Umgang mit Geldanlagen und besonders mit Risiken und Ungewissheit aufzubauen. Nur diese wird es uns auf lange Sicht ermöglichen, dem Berater die richtigen Fragen zu stellen und auf diesem Wege die Beratung als Ganzes zu beurteilen.
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Wo liegt das Problem bei der Beratung für Geldanlage in Aktien?
Beratungsqualität und Ergebnis sind nicht eindeutig!
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Warum die Provision aus meiner Sicht keinen Interessenkonflikt darstellen muss:
Die Provision ist irrelevant, es zählt die Rendite