Allgemein gibt die Inflation an, wie sehr Preise mit der Zeit steigen oder gestiegen sind. Inflation an sich ist dabei weder gut noch schlecht, aber in Zusammenhang mit Deinem Vermögen oder Deinem Einkommen hat es durchaus Auswirkungen auf Deine Situation. Bleiben Dein Vermögen und Dein Einkommen von einem Jahr auf das andere gleich, alle anderen Preise sind jedoch um 2% gestiegen, so sind sowohl Dein Vermögen als auch Dein Einkommen um ungefähr 2%, exakt 1,96%, gesunken.
Daraus folgt, dass Deine Vermögen immer mit mindestens der Inflation wachsen muss, damit Du nicht real ärmer wirst. Gleiches gilt für Dein Einkommen, welchen entsprechend steigen sollte, damit Du nicht real weniger verdienst. Die Schwierigkeit der Inflation ist jedoch, dass sie einerseits schwer zu greifen ist, weil ihre Wirkung erst über längere Zeiträume voll zum Tragen kommt. Eine Steigerung von 2% pro Jahr klingt gering, in 35 Jahren entspricht dies jedoch einer Verdopplung.
Andererseits ist die Inflation nur schwer zu messen und jeder Versuch kommt zwangsläufig zu einem Ergebnis, welches nur im Durchschnitt stimmt. Dieser Durchschnitt jedoch hat mehr oder weniger viel mit Dir oder jedem anderen Einwohner zu tun. Denn der Kopf im Kühlschrank und die Füße im Ofen kann auch eine angenehme Durchschnittstemperatur zur Folge haben. Um dies beurteilen zu können, muss daher die Messung der Inflation näher untersucht werden.
Die Inflationsrate versucht nun, die Inflation zu messen, welches auf verschiedenen Wegen geschehen kann. Eine häufig eingesetzte Methode ist dabei der Warenkorb. In diesen Warenkorb werden einfach die Waren nach ihrem durchschnittlichen Verbrauch gelegt und anschließend die Veränderung dieser Preise gegenüber dem Referenzzeitraum gemessen. Wie nicht anders zu erwarten kann es unendlich viele Warenkörbe geben, beispielsweise einen für Verbraucher, einen für Erzeuger oder einen für Bauherren.
Der interessanteste Warenkorb wird für Dich vermutlich der für Verbraucher sein, der den Verbraucherpreisindex ergibt und Deiner gefühlten Inflation entsprechend sollte. Denn die Güter, für die Du heute Geld ausgibst, wirst Du mit hoher Wahrscheinlichkeit auch morgen noch benötigen. An dieser Stelle wird ein weiteres Problem deutlich, weil Du zwar gut ermitteln kannst, was Dich die Güter in der Vergangenheit gekostet hätten, aber nur schwer, was sie Dich zukünftig kosten werden.
Außerdem gibt es Güter, welche Du regelmäßig einkaufst, beispielsweise Brot oder Wasser, aber auch einige, bei denen dies nicht der Fall ist, beispielsweise ein Auto. Die Inflationsrate passt als dann gut, wenn Du genauso viel für Brot oder Wasser ausgibst, wie der durchschnittliche Bürger, und genauso viele für Autos. Gerade letzteres wird jedoch extrem schwer, denn wenn sich jeder alle 5 Jahre ein neues Auto kauft, dann sind dies eben 0,2 Autos pro Jahr, also ein Auto, welches Du Dir mit 4 anderen teilst.
Liegt aber nun die Preissteigerung für Autos über der Inflationsrate, so ist Deine Inflation in den Jahren geringer, in denen Du Dir kein Auto kaufst, und höher, wenn Du Dir ein Auto kaufst. Diese Inflation wirst Du jedoch nur schwer genauso spüren, weil Deine Ausgaben genau aufgrund des Autokaufs höher und nicht vergleichbar mit dem Vorjahr sein werden. Du könntest diese jetzt natürlich mit dem letzten Jahr vergleichen, in dem Du Dir ein Auto gekauft hast und anschließend den Durchschnitt bilden.
Wie werden Preise gemessen, wenn die Produkte besser als ihre Vorgänger sind?
Dieser Wert wird schon wesentlich besser geeignet sein, Deine Inflationsrate zu bestimmen. Allerdings kommt eine weitere Schwierigkeit zum Vorschein, weil Du nicht das gleiche Auto kaufen wirst und selbst wenn, dieses nicht mehr den gleichen Wert hat. Autos entwickeln sich permanent weiter und werden besser. Ebenso war vor 10 Jahren ein gutes Handy deutlich billiger als heute, es war allerdings auch kein Smartphone. Ein Röhrenfernseher kostet heute fast nichts mehr, es will ihn aber auch keiner mehr haben.
Um ein Gefühl für Deine eigene Inflation zu bekommen, führt also kein Weg daran vorbei, zunächst festzustellen, welchen Anteil Deiner Ausgaben in welche Güterklasse fallen, einfach ausgedrückt, für was Du Geld ausgibst. Die Inflation lag im Dezember 2016 nach dem Statistischen Bundesamt bei 1,7%, diejenige für Wohnung, Wasser und Strom beispielsweise jedoch nur bei 1,4%. Des Weiteren lag die Gewichtung dieser Ausgaben bei 31,7%, wobei die Steigerung für Miete geringer und für Strom höher war.
Der Verkehr mit einem Anteil von 13,5% und einer Preissteigerung von 2,6% führt bei der Inflation beispielsweise dazu, dass Pendler mit einem höheren Anteil sicherlich eine höhere Inflation fühlen werden. Deshalb sollte sich jeder wenigstens dann damit beschäftigen, wie er von der Inflation betroffen ist, wenn sich die persönliche Situation deutlich ändert. Gerade weil ein beim durchschnittlichen Verbrauch junge, alleine lebende Studenten mit 4-köpfigen Familien und alleine lebenden Paaren zusammengeworfen werden, ist die persönliche Aussagekraft begrenzt.
Es gibt auf der Seite des statistischen Bundesamtes sogar einen persönlichen Inflationsrechner, welcher deutlich macht, dass es durchaus eine Nachfrage nach dieser Information gibt. Am genauesten, aber auch am aufwendigsten, ist es natürlich, wenn Du ein Haushaltsbuch über mehrere Jahre führst, dabei Dein Verhalten kaum änderst und so Deine Inflation bestimmst. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob dies überhaupt anstrebenswert wäre oder Du Dich nicht einfach mit der allgemeinen Rate und einem Sicherheitspuffer als Aufschlag zufrieden geben solltest.
Ich rechne für mich zum Beispiel einfach mit 2,1% pro Jahr, weil dies dem langjährigen Durchschnitt entspricht. Außerdem erhöht sich meine Miete nicht, abgesehen von Umzügen, so dass in dieser Zahl ein durchaus respektabler Puffer enthalten ist. Nichtsdestotrotz ist die Inflation für mich nur sehr langfristig interessant, weil die kurzfristigen Änderungen aufgrund der familiären Situation deutlich stärker ins Gewicht fallen, als die Inflation. Insofern muss mein Netto-Vermögen nur schneller wachsen als die Inflation, damit ich nicht real ärmer werde, am besten noch nach meinem Verzehr.
Anregungen zum Thema Inflation findest Du in folgenden Beiträgen:
Rendite-Dreieck für den DAX in 5-Jahres-Blöcken nach Inflation
Wie wird Vermögens in die Ruhestandsplanung eingearbeitet? (1)