Immer wieder sind Werbungen für Finanzanlagen in Umlauf, bei denen mit dem Eindruck einer sensationellen Wertentwicklung oder Rendite geworben wird. In vielen Fällen werden diese Zahlen sogar durch Gutachten von Steuerberatern oder Wirtschaftsprüfern untermauert und glaubwürdiger gemacht. Dennoch ist es ratsam gründlich zu prüfen, auf was sich diese Zahl bezieht und welche bekannten Vergleichszahlen vorhanden sind, um eine eigene Bewertung vorzunehmen.
Wird beispielsweise bei einem Bausparvertrag damit geworben, dass 2% Zinsen gezahlt werden, so bezieht sich diese Zahl nur auf den zu sparenden Betrag. Davor ist jedoch die Abschlussgebühr von meistens 1% sowie weitere laufende Gebühren zu entrichten, beispielsweise für die Kontoführung oder ähnliches. Hier sollte also genau gerechnet werden, wie stark sich diese Kosten bei der gewünschten Bausparsumme und Sparrate auf die Rendite auswirken.
Bei Banksparplänen, bei denen beispielsweise mit einer Verdopplung der Zinsen am Laufzeitende gesprochen wird, kann nicht einfach der Zins verdoppelt werden, um einen Vergleichswert zu erhalten. Je nach Laufzeit wird die Differenz jedoch größer oder kleiner sein, weil der Zinseszins in diesem Fall nur auf den kleineren Zins wirkt. Bei einem Zins von 1% und einer Laufzeit von 10 Jahre beträgt der Unterschied bei einer Zins-Verdopplung zwar nur 0,81%, bei doppeltem Zins und doppelter Laufzeit sind es jedoch bereits 11,12%. Aber dies nur als Vorbemerkung, bevor es tatsächlich nur noch um die Wertveränderung geht.
Nehmen wir an, es wird schlicht von einem Ergebnis in Höhe von 185% gesprochen. Dann ist es entscheidend, ob damit der Zuwachs oder der Endbetrag gemeint ist. Während dies sofort einleuchtet, stellt sich jedoch schon eher die Frage, wie dies mit anderen Dingen verglichen werden kann. Ein Endbetrag von 185% der Einzahlung entspricht bei 5-jähriger Laufzeit einem Zins von 13,09%, bei 10-jähriger Laufzeit einem von 6,35% und bei 20-jähriger Laufzeit nur noch einem von 3,12%. Grob gesagt halbiert sich ungefähr die Rendite bei einer Verdopplung der Laufzeit.
Aber selbst dies kann noch deutlich an der Wahrheit vorbeigehen, wenn nicht nur eine Einzahlung geleistet wird, sondern mehrere. Es macht einen spürbaren Unterschied, wenn dieser Betrag in einem zu Beginn oder in Teilbeträgen über die Laufzeit zu sparen ist. Schon bei nur 2 jährlichen Einzahlungen wird dies erkennbar, wenn im ersten Jahr 25%, 50% oder 75% eingezahlt werden. Beträgt das Endergebnis immer 104%, so reduziert sich die Rendite dennoch von 3,18% über 2,64% auf 2,26% mit steigenden Einzahlungen im ersten Jahr.
Grobes Verständnis kann die deutlichsten Fehlinterpretationen verhindern
Daraus folgt natürlich, dass es umso schwieriger wird, die Rendite zu beurteilen, je mehr Einzahlungen vorgenommen werden und je unterschiedlicher diese Beträge in der Höhe sind. Variieren darüber hinaus die Zeiträume zwischen den Einzahlungen, so kann die Rendite eigentlich nur noch mittels einer Software bestimmt werden. Dennoch ist es für jeden sinnvoll, sich einmal im Detail damit zu beschäftigen, weil es viele zusätzlich Fragen aufwirft, welche Auswirkungen auf die Rendite haben können, wenngleich in geringerem Umfang.
Als Ratschlag kann in diesem Zusammenhang daher nur gelten, sich diese vom Anbieter berechnen zu lassen, wobei Du Wert darauf legen solltest, dass Verfahren zu kennen. Dies kann beispielsweise der Interner Zinsfuß zur Berechnung der jährlichen Rendite sein. Ansonsten gilt es Faustregeln zu beachten, um aus der Wertveränderung auf die Rendite zu schließen. Je früher die Einzahlungen sind, desto geringer die Rendite, gleiches gilt für längere Laufzeiten. Je später Kosten zu bezahlen sind, desto besser, weshalb der Ausgabeaufschlag bei Fonds zu Beginn bei kurzer Laufzeit heftig ins Gewicht fällt.
Es hat durchaus seinen Grund, weshalb der Gesetzgeber festgelegt hat, dass bei Krediten der effektive Jahreszins anzugeben ist. Doch gerade hier lassen die Rahmenbedingungen dennoch genügend Freiräume zu, so dass die tatsächliche Rendite von der angegebenen abweicht. Es lohnt sich daher, wenigstens die Stellhebel der Berechnung zu kennen, um ein Gefühl für die Auswirkung zu haben.
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